Nextcloud Talk als Skype-Alternative

Nextcloud Talk
Logo: Nextcloud

 

Nextcloud, die freie Software für das Speichern, Synchronisieren und gemeinschaftliche Bearbeiten von Daten auf dem eigenen Server hat sein Angebot um Nextcloud Talk erweitert. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Kommunikations-Software für Audio-/Video-Chats, die auf dem eigenen Server gehostet wird und echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet. Dazu wurde in über 1,5 Jahren die anfangs an Nextcloud angebundene Kommunikationslösung Spreed.ME zum jetzt angekündigten Talk weiterentwickelt.

Peer-to-Peer und WebRTC

Talk setzt auf Peer-to-Peer und nutzt [wiki]WebRTC[/wiki] zur Verbindung der Teilnehmer. Für die Qualität der übertragenen Videodaten sorgt der High-Efficiency-Video-Coding-Standard [wiki title=”High_Efficiency_Video_Coding”]H265[/wiki]. Die Software bietet private oder öffentliche Chats zwischen zwei Personen oder Gruppen und unterstützt Audio, Video und Text. Zudem können Dateien und der Bildschirminhalt oder Teile davon ausgetauscht werden. Die Software ist zudem für gemeinsames Arbeiten mit Nextcloud Files und Nextcloud Groupware integriert.

Bereit für den Unternehmenseinsatz

Wenn bei Gruppenchats, Webinaren oder Konferenzen die Bandbreite knapp wird, können Unternehmen das Spreed High Speed Backend des Nextcloud-Partners Struktur AG buchen. Dabei werden per [wiki title=”Multipoint_Control_Unit”]Multipoint Control Unit[/wiki] (MCU) die einzelnen Videodatenströme zusammengefasst, sodass pro Teilnehmer nur noch eine eingehende sowie eine ausgehende Leitung vorliegt. Zudem bietet die Software, die lokal installiert wird, ein SIP-Gate zur Teilnahme an Gruppenchats per Telefonnummer. Das lohnt sich allerdings nur für Unternehmen, denn die Preise liegen bei 5.000 Euro für den Server und 50 Euro je Nutzer pro Jahr.

Alternative zu Skype und Google Hangouts

Alle weiteren Funktionen sind frei zugänglich, was Talk zu einer freien und selbstgehosteten Alternative zu Diensten wie Skype oder Google Hangouts macht. Alternative auch deshalb, weil selbst andere Anwendungen wie WhatsApp Calls, Threema, Signal Calls oder der Facebook Messenger oder das jetzt auch Ende-zu-Ende-verschlüsselte Skype zum [wiki title=”Signaling_(telecommunications)” base=”EN”]Signaling[/wiki] einen zentralen Server des Anbieters nutzen, der dann über die Meta-Daten unserer Kommunikation verfügt. Zudem ist die Verschlüsselung nicht verifizierbar solange der Quellcode nicht zur Verfügung steht. Erfreulicherweise wurde vor wenigen Tagen das ART-Protokoll hinter dem Facebook-Messenger als Open Source auf GitHub veröffentlicht. Bei Talk übernimmt der eigene Nextcloud-Server das Signaling und die Metadaten bleiben privat.

Damit erhält der Markt der Chat-Anwendungen aus dem Open-Source-Bereich eine professionell entwickelte Anwendung. Bisherige freie Alternativen wussten nie völlig zu überzeugen. Zudem ist Talk eine logische Erweiterung der kollaborativen Möglichkeiten, die Nextcloud zur Bearbeitung von Dokumenten bietet. Ein weiterer Vorteil: Ein Login reicht aus und alle Kontakte in Nextcloud sind auch für Talk verfügbar. Einladungen können auch  über den Nextcloud-Kalender verschickt werden.

Webinterface plus Mobile-Apps

Im Mittelpunkt der Anwendung steht die App,  die im Nextcloud Store bereitsteht. Diese wird  von dort mit einem Klick auf dem eigenen Nextcloud-Server installiert. Als Frontend dienen ein Webinterface sowie Apps für Android und iOS. Dabei müssen Teilnehmer kein Konto haben oder Software installieren. Bei den Mobil-Apps wird ein Teilnehmer per Push-Benachrichtigung von einem Anruf unterrichtet. Nextcloud Talk wird demnächst zusammen mit Nextcloud 13 bereitgestellt. Wer zur Verbesserung der Software beitragen möchte, kann bereits jetzt Nextcloud 13 RC1 installieren und Talkin Version 1.0 ausprobieren. Der Quellcode der Anwendung steht auf GitHub zur Einsicht bereit. Um möglicher Verwirrung vorzubeugen: Spreed heißt jetzt Talk, auch wenn im Netz an verschiedenen Stellen noch der alte Name Spreed auftaucht.

 

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Ich habe Talk eine halbe Stunde in einem Video-Chat mit Nextclouds Jos Poortvliet ausprobieren können und bin erfreut über die bereits jetzt gegebene Stabilität und Qualität der Anwendung. Hier wächst eine freie Alternative heran, die die Privatsphäre achtet und niemandem verrät, wann und mit wem ich was kommuniziere. Damit ist Talk eine logische Fortsetzung der Entwicklung von Nextcloud und eine willkommene Bereicherung der Möglichkleiten, mit Open Source voll verschlüsselt zu chatten.

 

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