Linux 2018 – das Jahr im Rückblick

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Das Jahr 2018 war angeblich wieder nicht das Jahr des Desktops für Linux. Aber wen schert das wirklich? Wer Linux benutzen will, der tut es eben. Linux ist genauso fragmentiert wie eh und je – die einen sehen das als Vorteil, was die anderen als erfolgsverhindernd betrachten. Ich bin zufrieden, so wie es ist.

Langweilig war 2018 für Linux jedenfalls nicht. Das Jahr begann mit einem Paukenschlag. Alle Intel-Prozessoren der letzten Jahre und zum Teil auch CPUs von AMD und ARM wiesen eklatante Sicherheitslücken auf. Gut ausgerüstete Angreifer konnten unter anderem durch eine Lücke bei der spekulativen Ausführung persönliche Daten auslesen.

Meltdown und Spectre

Die Lücken wurden schnell unter den Namen Meltdown & Spectre bekannt. Über das Jahr wurden viele weitere Lücken meist gleichen Ursprungs gefunden. Ein Teil davon betraf nur CPUs mit [wiki title=”Hyper-Threading”]Hyper Threading[/wiki] (HT). Intel hat sich zunächst nicht mit Ruhm bekleckert wenn es darum ging, die Kunden über die Gefahren aufzuklären. Das besserte sich erst nach anhaltend schlechten Kritiken in der Presse.

[su_pullquote align=”right”]»Im Moment gibt es eine Menge sehr überarbeiteter, mürrischer, schlafloser und einfach nur angepisster Kernel-Entwickler, die so hart wie möglich daran arbeiten, diese Probleme zu lösen, die sie selbst überhaupt nicht verursacht haben.« Greg Kroah-Hartman, 7.1.2018[/su_pullquote]

Die Kernel-Entwickler legten etliche Sonderschichten ein, um das Problem einzudämmen und erste Patches mit den Kerneln 4.15 und 4.16 auszuliefern. Heimanwender haben von den Lücken kaum etwas zu befürchten, leiden aber ebenfalls unter einer Verlangsamung von Prozessen durch einige der Patches, die bei Virtuellen Maschinen bis zu 50 Prozent betragen können.

Es wird noch eine Weile dauern, bis im Silizium bereinigte CPUs flächendeckend zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen sich viele von uns auch an die eigene Nase fassen, denn die Prämisse von »schneller, höher, weiter« führte bei ständiger Verringerung des Effekts von [wiki title=”Mooresches_Gesetz”]Moores Law[/wiki] zu immer waghalsigeren Methoden, der nächsten CPU-Generation noch mehr Geschwindigkeit abzuringen. Mittlerweile schalten Heimanwender und Profis HT vielfach ab und verzichten auf die Patches, die zu viel Performance kosten.

Photo by Eamonn Maguire on Unsplash

Linux-Smartphone Librem 5

Das ganze Jahr über beschäftigte uns auch die Entwicklung des von Purism entwickelten Linux-Smartphones Librem 5, dass wir hoffen, im April 2019 in Händen halten zu können. Nach einer erfolgreichen Schwarmfinanzierung 2017 startete die Entwicklung 2018 durch. So erschien Mitte Januar bereits der erste Statusbericht. Doch ohne unken zu wollen: Da gerade erst nach einigen Verspätungen die Dev-Boards verschickt werden, wird sich vermutlich der Markteintritt des Librem 5 nochmals etwas verschieben. Aber besser ordentlich als pünktlich.

Blue and Red: IBM übernimmt Red Hat

Ebenfalls im Januar verstärkte Red Hat seine Präsenz im Bereich Hybrid- und Multicloud, indem es CoreOS aufkaufte. Die Aufgabe der Integration oblag dann Fedora, das im Juni Fedora CoreOS veröffentlichte. Ob Red Hat damals bereits von der bevorstehenden Akquisition durch IBM wusste, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Diese stellte im Oktober mit 34 Milliarden US-Dollar die Übernahme des Jahres dar. Die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sieht vor, dass Red Hat unabhängig unter dem Dach von IBM weitermacht, wie bisher. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.

Weitere gute Nachrichten des Januar betrafen das Linux Journal, die erste gedruckte Publikation, die sich ausschließlich mit Linux befasste. Eigentlich bereits verloren geglaubt, konnte die Publikation doch noch gerettet werden. Zudem wurde die freie Skype-Alternative Nextcloud Talk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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