Pakete

Debian-Paketbetreuer kritisiert die Distribution

Der Schweizer Entwickler Michael Stapelberg hat über mehr als zehn Jahre eine Reihe von Paketen innerhalb von Debian betreut. Zudem ist er der Initiator des Fenstermanagers i3, der Code-Suchmaschine Debian Code Search und dem verteilten IRC-Netzwerk RobustIRC.

Debian kritisiert

In einem Blogeintrag erklärt er jetzt, dass er sein Engagement in Debian auf ein Minimum zurückfährt. Er verbindet diese Erklärung mit einer heftigen Kritik an Debians Strukturen, die ihm die Freude an der Arbeit für Debian verderbe. Zu Beginn seines Engagements für Debian war Stapelberg noch Student, nun steht er seit fünf Jahren im Berufsleben, er arbeitet derzeit bei Google.

In fünf Jahren Berufstätigkeit in einem großen Team habe er viel über Software-Entwicklung in großen Projekten gelernt, so Stapelberg. Er vergleicht seine dort gesammelten Erfahrungen mit der gängigen Praxis in Debian und kommt zu der Erkenntnis, dass viele Praktiken und Werkzeuge in Debian und die Gepflogenheiten der rund 1.000 Entwickler und vieler weiterer Beitragender untereinander die Entwicklung des Projekts insgesamt weit mehr behindern als fördern.

Debian Policy hinderlich

So behindern laut Stapelberg die in der Debian Policy festgelegten und von Lintian forcierten Richtlinien die Umsetzung notwendiger technischer Änderungen über Gebühr. Er mahnt mehr Freiheiten für die Maintainer an, sie sollen auch Änderungen an Paketen anderer Maintainer vornehmen dürfen, ohne einen langwierigen Prozess zu starten, der einen oder mehrere andere Betreuer involviert.

Zu wenig effektive Werkzeuge

Debian fehlten zudem effiziente Werkzeuge, um umfassende Änderungen zeitnah umzusetzen. Viele der vorhandenen Werkzeuge seien veraltet oder ineffektiv. Zudem liege dabei zu viel manuelle Arbeit bei den einzelnen Betreuern. Es genügt ein nicht reagierender Betreuer, um den Prozess aufzuhalten.

Uploads zu langsam

Auch der Prozess des Uploads von neuen oder aktualisierten Paketen steht in der Kritik, da der Weg vom Betreuer bis zum Endanwender mehrere Stunden in Anspruch nehme. Weiterhin stehen der Bug-Tracker und das Archiv der Mailing-Liste auf Stapelbergs Zettel.

Stapelberg wird versuchen, für seine Pakete neue Betreuer oder ein Team zu finden. Er bleibt weiterhin erreichbar und will für die minimale Pflege von Codesearch und den Debian Manpages sorgen. Ansonsten sieht er sich als permanent auf Urlaub.

Probleme nicht neu

Die von Stapelberg angesprochenen Probleme und Defizite sind nicht neu und er ist nicht der erste, der sie anspricht. Aussicht auf kurzfristige Änderung besteht trotzdem nicht. Das Projekt verwaltet sich selbst, es gibt keinen noch so wohlwollenden Dikatator, der die Richtung vorgibt. Ob die kritisierten Zustände Debian am Ende zur bloßen Basis für die vielen darauf basierenden Distributionen degradieren oder ob vorher kollektiv die Reißleine gezogen wird und die Probleme angegangen werden, bleibt offen.

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