Migration zu GNU/Pardus in der Türkei

GNU/Pardus

Vor kurzem sprach mich Hüseyin GÜÇ, der Team-Leiter von GNU/Pardus an und bot mir einen Bericht zur Planung und Umsetzung der Migration zu Linux und Open-Source-Software in der türkischen Gemeinde Eyüpsultan zur Veröffentlichung an. Die Gemeinde ist zugleich die Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises der türkischen Provinz Istanbul sowie ein Stadtteil auf der europäischen Seite von Istanbul. Der Landkreis hat rund 360.000 Einwohner.

Pardus in der Türkei

Die auf Debian GNU/Linux aufbauende Distribution Pardus wird seit 2005 entwickelt, sie steht unter dem Schirm des National Academic Network and Information Centre (ULAKBİM) und wird in der Türkei von einigen Regierungsstellen und Organisationen eingesetzt. Darunter sind 5.000 Rechner in verschiedenen Gemeinden, 3.000 Rechner in Krankenhäusern und 6.000 Rechner im Verteidigungsministerium. Hinzu kommen 15.000 Smart Interactive Whiteboards in Schulen, auf denen Pardus läuft. Vor zwei Jahren wurde das Digital Transformation Office eröffnet, das unter anderem offizielle Richtlinien für den Einsatz von Open Source erarbeiten soll.

Die Planung der hier vorgestellte Migration zu Pardus für die Gemeinde Eyüpsultan begann 2015, die Umsetzung begann 2016. Bis jetzt sind 45 Prozent der Clients und 52 Prozent der Server migriert. Hüseyin GÜÇ übernahm dabei die Rollen als Projektleiter, Entwickler und Testingenieur.

Intensive Schulung

Alle Benutzer wurden zu Beginn in GNU/Pardus Linux und LibreOffice geschult und installierten auf ihren Computern LibreOffice anstelle der vorher lizenzierten Office-Software. Dadurch konnten die Probleme bei der Migration des Betriebssystems gemildert werden. Parallel zu dieser Situation gab es zwei große Veränderungen in der IT-Infrastruktur: Zum einen wurde das Unternehmens-E-Mail-System auf den Open-Source-E-Mail-Server Zimbra portiert. Darüber hinaus wurde die Corporate-Governance-Anwendung auf Postgresql als Datenbank umgestellt.

Im Jahr 2016 wurden die GNU/Pardus Linux- und LibreOffice-Schulungen wiederholt, und GNU/Pardus Linux wurde auf den Computern derjenigen installiert, die die Prüfung am Ende der Schulung bestanden hatten.
Diejenigen, die die Prüfung nicht bestanden haben, wurden nochmals geschult.

GÜÇ betont, dass er die regelmäßigen Schulungen als Hauptgrund für den Erfolg des Open-Source-Migrationsprojekts ansieht. Auch die technische und psychlogische Analyse zum Projektstart hält er für unerlässlich. Dabei wurden Gespräche mit den künftigen Nutzern geführt, um deren Sorgen und Befürchtungen herauszuarbeiten.

Faktor Mensch

Die Schlussfolgerung aus diesen Gesprächen war, dass den künftigen Anwendern die Angst vor dem Unbekannten genommen werden muss, um den Widerstand gegen Veränderungen brechen. Um diesen Widerstand aufzuweichen, sollte den Benutzern eine Schnittstelle bereitgestellt werden, die ihnen vertraut ist. Dazu wurde ein Windows-Theme ausgesucht und in den Standard-Fenstermanager des Betriebssystems GNU/Pardus Linux integriert.

Verwaltung und Monitoring

Beim Erstellen eines neuen ISO-Image für die Gemeindeverwaltung wurden für den Einsatzzweck unnötige Anwendungen entfernt und die benötigten Enterprise-Anwendungen ergänzt. Dazu zählte der Lider/Ahenk-Server zur Verwaltung der GNU/Pardus-Linux-Clients sowie Zabbix als Monitoring-System.

Zum jetzigen Zeitpunkt können Hunderte von Pardus-Clients von einem einzigen Punkt aus aktualisiert werden, Fernunterstützung kann geleistet und Richtlinien können implementiert werden. Probleme können mit Zabbix frühzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

Abschließend sagt GÜÇ: »Als Gemeinde Eyüpsultan betrachten wir dieses Projekt als ein Projekt der sozialen Verantwortung. Wir versuchen, Bewusstsein zu schaffen, indem wir Pionierarbeit beim Einsatz des Pardus-Betriebssystems in öffentlichen Einrichtungen in der Türkei leisten.«


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