KDE Plasma

Der Stand von Wayland mit Plasma 5.20

Plasma 5.20

Wayland, das nicht mehr ganz so neue Display-Server-Protokoll für Linux ist keine Technik, die ihren Vorläufer von heute auf morgen ersetzt. Wayland schleicht sich eher über einen langen Zeitraum an die Stelle des in die Jahre gekommenen Display-Servers X.Org.

KDE-Entwickler Méven Car berichtet in seinem Blog über den Zustand von Wayland mit Plasma 5.20. Unbestritten hat Wayland bei KDE in diesem Jahr viele Fortschritte gebracht und es gibt Nutzer, die Wayland aufgrund ihrer Hardware und ihres Anwendungsprofils bereits ohne große Abstriche nutzen können. Das gilt aber noch nicht für die Mehrzeit der KDE-Anwender.

Warum braucht die Wayland-Integration so lange?

Wayland formalisiert den Datenaustausch zwischen einer Anwendung und dem jeweiligen Compositor, im Fall von Plasma also KWin durch Protokolle. Dazu stellt Wayland im Kern eine ganze Reihe von Standardprotokollen zur Verfügung. Da diese Protokolle recht generisch ausfallen sind sie für Plasma oft nicht ausreichend oder gar unpassend. Darüber hinaus wurden viele Protokolle erstellt, die Funktionalitäten jenseits des Wayland-Core bereitstellen.

Erweiterte Protokolle benötigt

KWin und Plasma haben mit der Zeit einige spezifische Protokolle erhalten. Diese erlauben es beispielsweise der Plasma-Taskleiste, andere Fenster zu verwalten. Die Definition von an den jeweiligen Desktop und Compositor angepassten Protokollen braucht Zeit, sie müssen ausgiebig getestet, validiert und bei Bedarf aktualisiert werden. Zudem müssen sie neben dem Compositor manchmal auch in Anwendungen oder Frameworks implementiert werden. Fehlende oder nicht implementierte Protokolle sind oft die Ursache für fehlende Features, die Miniaturansichten des Task-Manager-Fensters sind ein Beispiel dafür.

Keine Netzwerktransparenz

Die Wayland-Entwickler hatten nie die vollständige Funktionsparität mit dem X.Org Display-Server im Sinn. Dieser umfasst viele Dinge von Tastatureingaben über Bildschirmschoner bis hin zur Bildschirmverwaltung. Ein weiterer Hemmschuh war die Netzwerktransparenz von X.Org, die Wayland aus Sicherheitserwägungen nicht implementiert hat.

So müssen manche Funktionen teilweise durch zusätzliche Wayland-Protokolle oder durch völlig neue Lösungen realisiert werden. KDE hat hier gute Fortschritte gemacht, aber es fehlen noch einige wenige Fälle. Im Wiki von KDE sind die noch fehlenden Puzzleteile aufgelistet. Ein anderer Eintrag definiert KDEs Ziele in Bezug auf Wayland und zeigt Wege auf, dieses Ziel zu erreichen.

Neue Lösungen

Auf der Haben-Seite der letzten Monate stehen Screen-Recording und Screen-Casting, bei denen das neue Multimedia-Framework Pipewire eine gewichtige Rolle spielt. Auch Klipper unterstützt nun Wayland inklusive dessen Zwischenablage. Um unter Wayland eine virtuelle Tastatur und andere Annehmlichkeiten in Plasma und Plasma Mobile zu ermöglichen, wurde ein weiteres Protokoll implementiert. Ab KDE Frameworks 5.74 und Plasma 5.21 merkt sich KWin die Position von Fenstern unter Wayland.

Plasma 5.20 hat aufgeholt

Bugfixes für Plasma 5.20 brachten weitere Erleichterung bei der Nutzung von Wayland. So zieht XWayland, wenn es abstürzt nicht mehr die ganze Sitzung in den Abgrund, sondern startet automatisch neu. Auch das Löschen der Wayland-Zwischenablage führt nicht mehr zum Absturz von Plasma. KWin ist ebenfalls besser gegen Abstürze gesichert. Ein vertiefendes Buch zum Thema Wayland und dessen Integration stammt von Drew deVault, seines Zeichens Entwickler des Window-Manager Sway, einem Wayland-Clone von i3.

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