In den letzten Tagen haben Twitter und Mastodon viele Schlagzeilen gemacht. Wer es nicht mitbekommen haben sollte, der Grund ist, dass Elon Musk Twitter für 44 Milliarden US-Dollar übernimmt, sofern die Aktionäre zustimmen. Neben monetären Gründen gibt er an, auf Twitter wieder freie Rede ermöglichen zu wollen. Was das konkret heißt, lässt sich derzeit nur erahnen.
Twitter-User verunsichert
Diese Entwicklung hat zu einem Exodus von Twitter zu Mastodon geführt, der auch für LinuxNews spürbar ist. Ich veröffentliche meine Posts seit Jahren unter anderem sowohl auf Twitter als auch auf Mastodon. In den letzten Tagen hat die Zahl der Follower auf Twitter minimal nachgelassen, während der Zuwachs auf Mastodon von 5 neuen Followern auf 50 – 70 pro Tag stark anstieg. Das heißt für mich, dass einige Nutzer Twitter den Rücken zukehren, während andere zunächst zweigleisig fahren und Mastodon testen und derweil ihren Twitter-Account noch behalten. Wie sich die Übernahme in Zahlen für Twitter im Endeffekt auswirkt, bleibt abzuwarten, ich vermute jedoch, dass der Aderlass nicht allzu groß sein wird.
Jedenfalls hat Mastodon am Tag nach der Verkündung der Verkaufsabsicht durch Twitter rund 30.000 neue Anmeldungen zu verzeichnen und die Zahl der monatlich aktiven Nutzer ist um 84.579 gestiegen.
EU Voice und EU Video
Einige dieser neuen Anmeldungen sind auf einer neuen Mastodon-Instanz erfolgt, die die EU unter dem Namen EU Voice aufgesetzt hat. Als ausführende Instanz steht dahinter EDSB (European Data Protection Supervisor), also der Europäische Datenschutzbeauftragte, der darüber wacht, dass das Recht auf Privatsphäre und Datenschutz geachtet wird, wenn die Organe und Einrichtungen der EU personenbezogene Daten verarbeiten oder neue politische Strategien erarbeiten.
Zeitpunkt gut gewählt
In einer Pressemitteilung werden weitere Details erläutert. Es handelt sich demnach um den Start eines Pilotprojekts, das neben EU Voice auch EU Video einschließt, wobei letzteres auf PeerTube-Software basiert und neben Videos auch Podcasts anbieten wird. Diese neuen Angebote sind kein Schnellschuss, sondern wurden im Rahmen der Open-Source-Softwarestrategie 2020-2023 zusammen mit der Generaldirektion Informatik (DIGIT) der Europäischen Kommission entwickelt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung kann aber als Signal verstanden werden, dass die EU beginnt, datenschutzkonforme Social-Media-Plattformen zu favorisieren, zu unterstützen und selbst anzubieten.