Ich habe hier im Blog bereits mehrmals über Intels Clear Linux OS geschrieben. Auch im LinuxUser ist ein ausführlicher Artikel erschienen. Vor einigen Monaten habe ich dort einen neuen Artikel zu Intels Referenz-Distribution geplant, deshalb hier einige Vorinformationen zum im Mai erscheinenden Artikel.
Mein Interesse an Clear Linux lag schon immer eher an der innovativen Struktur als an den immer wieder herausgestellten Geschwindigkeitsvorteilen, die besonders auf Intel-Systemen zu messen sind, aber auch bei AMD.
Container, Cloud und Desktop
Clear Linux wird seit 2015 im Open Source Technology Center von Intel entwickelt und startete als Distribution für Entwickler mit Schwerpunkt auf Container und Cloud. Im weiteren Verlauf wurden zunächst Xfce, dann GNOME als Desktop-Umgebung beigegeben. Derzeit mit dem aktuellen Build 36010 ist GNOME 41 der Standard-Desktop (bei einem Update nach der Installation wird bereits GNOME 42 installiert). Die Installation der Server-Variante bietet zudem KDE Plasma 5.24 LTS oder Xfce 4.16 zur Auswahl an.
Zustandslos
Mein oben erwähntes Interesse an der innovativen Zusammenstellung der Distribution bezieht sich unter anderem auf deren Zustandslosigkeit (stateless). Dabei werden keine Zustände dauerhaft gespeichert, die Systeme starten immer im gleichen definierten Zustand. Da viele Anwendungen zumindest eine minimale Konfiguration erwarten, erzeugt Systemd diese Dateien in /etc
oder /var
, bevor die jeweiligen Anwendungen starten.
Die Geschwindigkeitsvorteile von Clear Linux resultieren nicht in Hexerei, sondern der gezielten Compiler-Optimierung durch angepasste Flags und höhere Optimierung beim Bauen der Pakete wie etwa Link Time Optimization oder Profile-Guided Optimization.
Der Paketbestand nach der Installation ist sehr übersichtlich, zusätzliche Software wird entweder als Flatpak oder als kuratiertes Anwendungs-Bundle über den hauseigenen Paketmanager swupd
installiert. Ein eigener Software-Store bietet über 3.000 dieser Bundles an.
Kleine Diva
Clear Linux ist eine kleine Diva, wenn es um die Installation geht. Grundvoraussetzung ist UEFI, mit Legacy BIOS funktioniert es nicht. Auch zum Testen ist es ratsam, auf Virtualisierung zu verzichten, denn selbst wenn man es zum Laufen bekommt, funktioniert es nicht wirklich zuverlässig. Ich musste etwa in Proxmox die Host-CPU durchreichen, damit es überhaupt installiert. Danach fror das System mehrmals ein, sodass ich auf bare metal auswich. Ob euer Prozessor kompatibel ist, erfahrt ihr in der Dokumentation.
Download
Auf der Downloadseite des Projekts stehen drei Live-Editionen für Desktop, Server und Container zur Verfügung. Die Desktop-Version installiert eine Gnome-Umgebung. Darüber hinaus liegen Abbilder für Clouds wie Amazon Web Services, Azure und Google Compute sowie vorgefertigte virtuelle Maschinen für KVM oder VMware vor. Clear Linux OS ist ein interessantes Projekt, das sich durch seine Zustandslosigkeit in Verbindung mit Software-Bundles von anderen absetzt. Ob es zu daily driver am Desktop taugt, muss jeder selbst entscheiden.