Linus Torvalds nimmt eine Auszeit

Linus Torvalds
Bild: Krd Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Linus Torvalds schickt meist sonntags nachmittags eine E-Mail über die Linux Kernel Mailing Liste (LKML) hinaus in die Welt, um eine neue RC-Version des in Entwicklung befindlichen Kernels oder gar dessen stabile Veröffentlichung anzukündigen. Dabei geht er dann auch auf den Wochenverlauf in Sachen Kernel ein. Gab es aus seiner Sicht unerfreuliche Dinge, so kamen oft starke Worte – oft auch persönlich verletzend – zum Einsatz, um diese Vorkommnisse zu kommentieren.

Auszeit angekündigt

Die gestrige E-Mail, die Linux 4.19-rc4 ankündigte, war länger als gewöhnlich und enthielt neben dem technischen Teil eine Entschuldigung von Linus Torvalds und die Ankündigung einer Auszeit. Torvalds will den Rest des Zyklus zu Linux 4.19 Abstand gewinnen und hat die Zügel für diesen Zeitraum an Greg Kroah-Hartman übergeben.

Code of Conduct

In den letzten Wochen wurde auf LKML und in den Communities wieder einmal über Maintainership diskutiert. Die angemessene Verhaltensweise eines Maintainers in der Kernel-Community wird auch Thema des anstehenden jährlichen Maintainer’s Summits sein, der für gewöhnlich in den Kernel Summit eingebettet ist.

Als Ergebnis aus diesen Diskussionen, die seit Jahren immer wieder aufkommen und deren Vorwürfe Torvalds immer weggewischt hatte, wurde am Wochenende aus dem bisherigen, eher allgmein gehaltenen Code of Conflict ein Code of Conduct, der wünschenswerte Verhaltensweisen vorgibt und so oder ähnlich in vielen Communities die Zusammenarbeit regelt.

Terminwirren

Der Auslöser der Diskussion war, dass Torvalds seinen Kalender falsch gelesen und die Termine und Orte von Kernel Summit und Maintainer’s Summit in Vancouver durcheinandergebracht hatte. Torvalds für den Zeitraum des Maintainer’s Summit bereits einen Familienurlaub in Schottland gebucht. In der Folge wurde kurzerhand das Treffen von Kanada nach Schottland verlegt.

Maintainer Summit

Torvalds hatte angeboten, den Summit deshalb in diesem Jahr ohne ihn abzuhalten, was die Kollegen jedoch ablehnten und lieber von Vancouver auf Edinburgh umschwenkten. Die rund 30 eingeladenen Kernel-Entwickler des Maintainer’s Summit mussten also ihre Reisepläne ändern, um prozedurale und soziale Aspekte in der Kernel-Entwicklung zu diskutieren.

Im Spiegel

Torvalds sagt, dass dieser Vorfall ihm zu denken gab, und dass er im Nachhinein, als es darum ging, ob die Konferenz erstmals ohne ihn stattfinden soll, sehr zu dieser Lösung tendiert habe. Insgesamt scheint dieser Vorfall und die anhaltenden Diskussionen zu einer Selbstreflexion geführt zu haben, in deren Verlauf Torvalds sich eingestehen musste, dass er emotionale Probleme im Umgang mit seinen Kollegen habe.

Öffentliche Entschuldigung

Diese Probleme will Torvalds nun während seiner Auszeit versuchen zu lösen und will sich dazu nach eigenem Bekunden Hilfe suchen. Er stellt klar, dass es sich nicht um einen Burnout handelt und er seinen Job liebt und ihn auch fortsetzen will. Lediglich sein Verhalten will er reflektieren und möglichst ändern. Eine öffentliche Entschuldigung, besonders für persönliche Verletzungen in der Vergangenheit ist sein erster Schritt dahin.

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