Kommentar: Plex sperrt Hetzner Online

Nun ist es passiert, der nächste größere Anbieter sperrt Hetzner Online, die Firma hinter dem Mediacenter Plex möchte keine Server mehr im Hetzner Netz.

Letzter Ausweg: Netzsperren

Das ist eine rein unternehmenspolitische Entscheidung von Plex, hier geht es nicht um SPAM, sondern um “Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen” – was auch immer das bedeuten mag. An Hetzner klebt seit langer Zeit das Label des Billighosters und der Spamschleuder und ich begrüße jeden Schritt, der einen solchen Hoster zum Handeln zwingt – unabhängig davon, wie er heißt. Die Medaille hat aber zwei Seiten.

Auch wir haben in der Vergangenheit Netzsperren benutzt, um den Spam zu reduzieren. Diese Maßnahme ist gut, für eine Angriffs- bzw. mit-SPAM-überschüttet-Welle, dauerhaft lässt sich so etwas nicht aufrechterhalten. Wir nutzen die Netzsperren auch weiterhin, allerdings nicht mehr im Full-Block-Modus, sondern beschränken das lediglich auf die Registrierung und die Kommentare. Im Hintergrund werden dazu verschiedene PHP-Dateien ausgeführt, die man mit NGINX aus bestimmten AS blockieren kann. Sollte ein Kommentar aus dem AS von Amazon Web Services kommen, bekommt man einen 405 zurück. So geht es nicht nur aus dem Netz von AWS, sondern vielen weiteren. Teilweise war das Spamaufkommen so extrem (Asien), dass sich das Blacklisting einzelner Hoster nicht mehr gelohnt hat, hier werden ganze Länder blockiert.

Aber wie soll man sonst wirksam vorgehen? Da sehe ich wenig Möglichkeiten als Anbieter. Baut Anti-Spam Systeme aus und beschränkt diese auf “Abladetätigkeiten” so wie bei uns oder lasst es einfach. Es ist ein ständiges Katz und Maus Spiel geworden, dass müde macht.

Einer muss den Anfang machen

Plex ist der erste Hersteller von Endanwendersoftware, der ganze Hoster blacklistet. Sobald der erste Stein rollt, rollen andere mit. Andere Firmen könnten hierdurch lernen, dass es ja gar nicht so schlimm ist und der Aufschrei der Nutzerschaft aushaltbar ist. Diesen Lerneffekt darf es nicht geben, die Plex-Community brodelt derzeit. Ein Sturm der Entrüstung ist im Forum zu verzeichnen, eine andere Sprache verstehen die Anbieter/Hersteller auch nicht, egal ob sie Plex, Microsoft oder DATEV heißen.

Plex hat bei Weitem nicht eine so große Verbreitung, dass die Hetzner Kunden jetzt in Scharen abziehen und Hetzner in die Insolvenz treiben. Aber wie würde es kleineren Hostern ergehen? Hetzner könnte der Anfang eines größeren Umfangs sein, die Analysemöglichkeiten, wo ein System steht, scheint es offenbar zu geben. Im Forum gibt es Empfehlungen zu OVH zu wechseln, super Idee dann wird das auch gesperrt und das Spiel beginnt von Neuem. Solch ein Anwederfeindliches Verhalten muss direkt im Keim erstickt werden. Wir in der Redaktion werden auch nicht müde, den Firmen öffentlich auf die Finger zu hauen. LinuxNews wird nicht von Firmen finanziert, was uns die maximale Freiheit bei der Themenauswahl als auch der Kritik, wie dieser hier, ermöglicht.

Freiheit?

Plex ist ein kostenpflichtiges Produkt. Ich habe für etwas gezahlt, was ich jetzt nicht mehr innerhalb meiner Anforderungen nutzen kann, weil dem Hersteller “der Furz quer sitzt“. Ein solches Vorgehen wird sicherlich irgendwo tief in den AGB legitimiert sein, schön ist es für den Verbraucher aber nicht. Vielen Dank, dass sie Plex gewählt haben! Jeder sollte darüber nachdenken, welche Produkte er warum einsetzt und sich dazu im Open-Source Kosmos umschauen. Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie angeschmiert man sonst dastehen kann.

Open-Source Alternative Jellyfin

Plex muss nach Hause telefonieren, schon alleine zur Überprüfung der Lizenz. So kann man natürlich relativ einfach ein gesamten Hoster aufs Abstellgleis schieben. Wer sagt aber, dass nicht noch weitere Hoster folgen? Um dem zu entgehen, empfehle ich wärmstens ein Jellyfin! Hier gibt es weniger warmes Onboarding und es ist auch nicht so viel (teilweise unveränderbar) vorkonfiguriert, dafür ist es flexibel an den eigenen Bedarf anpassbar. Hier zeigt sich wieder einmal: Open-Source kann es nicht nur besser, sondern auch, dass man keinem Anbieter vertrauen kann, selbst wenn es “on Premise” läuft …

Teilt den Beitrag, falls ihr mögt

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Kommentare
Most Voted
Newest Oldest
Inline Feedbacks
View all comments