Distributionen

Umfrage: Wie steht ihr zu der Vielzahl an Linux-Distributionen?

Dieses Thema treibt Linux-Anwender schon seit jeher um und die Meinungen dazu gehen meist diametral auseinander. Während die einen sagen, die hohe Zahl an Distributionen ist der gesunde Nährboden der Linux-Entwicklung, glauben die anderen, dass einige wenige Entwicklungsstränge die dann gebündelten Energien besser kanalisieren würden und Linux so auch den Desktop erobern würde. Dazwischen gibt es eigentlich wenig.

Die Fakten

Zunächst: Was ist eine Linux-Distribution? Die Hauptbestandteile sind der Linux-Kernel, GNU-Tools und Bibliotheken, das X-Window-System oder Wayland, ein Paketmanagement und meist ein oder mehrere Desktop-Umgebungen oder Fenstermanager. Das wird komplettiert durch Anwendungen, überwiegend aus dem Bereich freier Software. Im Prinzip kann jeder mit entsprechenden Kenntnissen eine Distribution zusammenstellen und veröffentlichen. Das kann entweder auf der Basis einer bereits bestehenden Distribution oder »from scratch« geschehen. Die seit 1999 veröffentlichte Liste von Distributionen auf LWN verzeichnet über 1.000 Einträge.

In den letzten Jahren waren jeweils mindestens 300 Distributionen gleichzeitig aktiv. Allein Debian dient seit Mitte der 90er-Jahre als Grundlage für über 400 Distributionen, von denen derzeit 118 aktiv sind. Die beiden ältesten noch aktiven Distributionen sind Slackware und Debian, sie gingen bereits 1993 ins Rennen und sind bis heute unabhängig von Unternehmen.

Warum?

Warum stellt heute jemand eine neue Distribution zusammen? Das führt zur Frage, warum jemand überhaupt in seiner Freizeit etwas für freie Software tut? Die lapidare Antwort lautet: Weil er es kann. Etwas genauer betrachtet ist es meist so, dass ihm in einer vorhandenen Software etwas fehlt, was er selbst gern hätte. Hat der ursprüngliche Entwickler daran kein Interesse, entsteht ein Fork. Finden sich Gleichgesinnte, entstehen daraus oft überlebensfähige Projekte mit weiter Verbreitung. Oft genug sind es aber auch nur Fingerübungen, die über den eigenen Bedarf hinaus kaum genutzt werden. Das eine so legitim wie das andere.

Ubuntu nicht bunt genug?

Bei Distributionen ist es ähnlich. Da mag jemand Ubuntu, es ist ihm aber nicht bunt genug, also beginnt er Cutefish OS. Oder ein Arch-Jünger denkt, die Distribution sei Klasse, aber etwas zu instabil und müsse daher etwas entschärft werden – Manjaro wird entwickelt. Siduction und seine Vorgänger wurden aus der Erkenntnis geboren, dass es für den Debian-Zweig Unstable aka Sid keine Veröffentlichung und kaum Unterstützung für die Nutzer gab. Die Anlässe sind also vielfältig. Auch Unternehmen leisten sich gerne Distributionen oder basieren gar ihr Geschäft darauf, wie bei Red Hat, SUSE und Canonical. Intel pflegt mit Clear Linux seine eigene Distribution, um die vermeintliche Überlegenheit seiner Prozessoren zu demonstrieren.

Fluch oder Segen?

Die Frage ist, ob hier generell Entwicklerressourcen verschwendet werden und ob andererseits diese Ressourcen überhaupt zur Verfügung stehen würden, wenn es nur fünf Distributionen gäbe. Würde Linux dadurch besser oder ärmer? Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der verfügbaren Distributionen dem Ökosystem Linux erst den Nährboden bietet, den es braucht. Würde es nur eine Handvoll Distributionen geben, würden viele Entwickler oder Distributoren gar keinen Beitrag zu freier Software leisten. Was denkt ihr?

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