Erfahrungsbericht: Reise zu Linux (anonym)

Nun, ich bin erst seit etwa zwei, drei Jahren dabei. Und jetzt wünsche ich, ich hätte diesen Schritt viel früher gemacht. Manchmal braucht es eben seine Zeit und einen klaren Anstoß. Diesen gab mir Microsoft mit den Entwicklungen von Windows 10 hin zu einer ausufernden Datenkrake und Werbeplattform.

Der Support für mein geliebtes Windows 7 sollte auslaufen. Windows 8 lief zwar ebenfalls auf
einem Notebook, aber gefallen hatte es mir nie. Ich hatte Windows 7 damals früh morgens bei der fragwürdigen Vorbestellaktion für 50 € bekommen können. Ein fairer Preis für ein ordentliches Betriebssystem,
wie ich fand. Es sollte meiner Windows Xp Installation auf einem neuen Rechner folgen.


Auf dem Dachboden lag hingegen eine alte Box von openSUSE in einer damals üblichen Schreibweise. Meine Schwester hatte die einmal gekauft und auf unserem Familien-PC neben Windows installiert. Trotz meines Interesses an Technik und IT in meiner Jugend, hatte ich es kaum beachtet und irgendwann mit einer Neuinstallation von Windows weggefegt.


Aber Linux war immer da. Im c’t magazin las ich regelmäßig davon, in der Schule stand es neben Windows als Bootoption zur Verfügung (und wurde wegen Supertux sehr geschätzt) und ein Freund begann sich für das Thema
Freie Software und Linux zu interessieren. Und so hatte ich mir in den Kopf gesetzt, es jetzt durchzuziehen.


Sicherheitshalber zuerst auf dem Notebook. Sicherheitshalber erstmal nur als Live-System vom USB-Stick. Nach etwas Ausprobieren war ich bei Linux Mint Cinnamon gelandet und war positiv überrascht davon wie problemlos
und flüssig es selbst vom USB-Stick lief, sodass eine richtige Installation ohne Rücksicht auf Windows schnell folgte.


In dieser Euphorie wollte ich es auch gleich auf dem Desktop-PC installieren, doch wurde ich dort schnell eingebremst. Meine etwas ältere Radeon Grafikkarte wollte einfach nicht richtig laufen. Treiberprobleme … Der vorausgewählte, empfohlene Open-Source-Treiber wollte bei keiner Distribution funktionieren. Und so bin ich bei Manjaro Linux gelandet, die es als einzige Distribution schafften meine Grafikkarte mit dem alten, proprietären ATI-Treiber laufen zu lassen.


Mich hatte das viel Zeit und Nerven gekostet. Diese Frickelei … typisch Linux? Naja, irgendwie war der Wurm drin. Auch die nach meinem Empfinden schreckliche, überall voreingestellte und teils schwer zu deaktivierende
Mausbeschleunigung trieb mich in den Wahnsinn. Aber ich habe mich nicht abhalten lassen. Einmal überwunden, klappt’s heute ganz gut mit mir und Linux – und neuer Grafikkarte …


Nach einigem Distrohopping konnte ich festhalten, dass die Wahl der Distribution und selbst die der Desktopumgebung für mich eher nebensächlich ist. Lässt sich alles ganz gut benutzen … und ganz
praktisch spielt sich für mich eh das meiste im Webbrowser ab. Das wirklich Bewegende war hingegen, wie mir nach den ersten Jahren mit Linux die ganze Bedeutung und Tragweite von Freier Software erst bewusst wurde.

Ein ganzes Betriebssystem aus Software, die FÜR ihre Nutzer geschrieben wurde. Keine fragwürdigen EULAs und Zustimmungsfallen, keine absichtlichen technischen Beschränkungen, keine Werbung, keine Bevormundung. Wenn ich heute aus diesem Blickwinkel auf Windows und mein Android-Handy schaue, dann graust es mir …
In diesem Sinne bin ich heute froh: Ursprünglich wollte ich einfach nur weg von Windows, aber gelandet bin ich bei etwas Großartigem! 🙂

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