Ich habe mich in den vergangenen Wochen intensiv mit Seafile beschäftigt, da ich für mich einen Ersatz für Nextcloud suche. Der Hauptgrund für meinen Wechselwunsch weg von Nextcloud (und vorher ownCloud) ist, dass es in den letzten Jahren zu einer Groupware gewachsen ist, deren Funktionen ich zum großen Teil kaum nutze.
Was ich benötige, ist selbst-gehostete Datenhaltung, Synchronisation und Filesharing. Und das kann nach meinen bisherigen Erfahrungen Seafile viel besser und vor allem schneller als Nextcloud oder ownCloud. Auch die Updates sind weniger nervenaufreibend, obwohl sich Nextcloud in dem Punkt in den letzten Jahren deutlich verbessert hat.
Was ist Seafile?
Seafile ist eine aus China stammende, seit 2012 veröffentlichte Software für Filehosting, Filesharing und File Synchronisation, die nach dem Client-Server-Modell arbeitet. Es gibt Seafile in zwei Varianten. Neben der Professional Edition steht eine Community Edition zur Verfügung, die nach GPL v2 lizenziert ist und deren Entwicklung man auf GitHub verfolgen kann – nur falls jemand Bedenken wegen China hat.
Im Gegensatz zu dem auf PHP umgesetzten Nextcloud ist Seafile in C und Python geschrieben und verwendet das Django-Framework für die Weboberfläche. Neben dieser gibt es Clients für Linux, macOS und Windows, für Android und iOS sowie einen Terminal-Client. Den Seafile-Server gibt es nur für Linux und den Raspberry Pi. Die grafische Umsetzung sowohl der Weboberfläche als auch der Clients ist für mich angenehmer zum Arbeiten als die von Nextcloud. Eine weitere Möglichkeit ist die Einbindung in den Dateimanager per WebDAV.
Gute Versionierung
Seafile agiert wieselflink, Änderungen werden in einem Wimpernschlag übernommen. Das Durchblättern selbst großer Bestände an Fotos ist beeindruckend schnell. Eine Funktion, die ich sehr schätze, ist die Versionierung, die auch in Verbindung mit kollaborativem Arbeiten mit den integrierbaren Office-Suiten OnlyOffice und Collabora zum Tragen kommt. Bei jeder Dateiänderung speichert Seafile die durchgeführten Änderungen und führt darüber Buch. Auf diese Weise ist es möglich, ohne großen Aufwand sämtliche früheren Dateiversionen wiederherzustellen.
Problembehaftete Entwicklung
Meine Tests habe ich in einem Container auf Proxmox durchgeführt, demnächst wandert Seafile dann auf einen VPS und Nextcloud hat für mich vorerst ausgedient. Ich will Nextcloud nicht schlechtreden, ich sehe aber einige Probleme bei der derzeitigen Entwicklung. Anstatt für eine Weile nur Pflege und Beseitigung der vielen Fehler zu betreiben, sehe ich die Entwickler im ständigen Zwang, neue Entwicklungen zu bringen, um die Position im immer noch umkämpften Cloud-Markt zu festigen und auszubauen. Dabei bleibt dann der normale Anwender auf der Strecke, der von den vielen Enterprise-Funktionen nicht profitiert, aber unter den ganzen Fehlern in der Basis der Software leidet.