Wieder einmal scheint Canonical eine Entwicklung aufzugeben, wie zuvor schon Upstart, Ubuntu TV, Ubuntu Phone Ubuntu for Android Unity und andere. Diesmal ist ZFS an der Reihe. Die Idee begann enthusiastisch 2015, indem Canonical erklärte, ZFS trotzt der unklaren Lizenz offiziell unterstützen zu wollen. Seit Ubuntu 16.04 LTS »Xenial Xerus« gehört das ZFS-Kernelmodul zum Lieferumfang der Distribution. Mit Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« wurde ZFS erstmals experimentell im damals neuen Installer angeboten. Damit war Ubuntu die erste große Linux-Distribution, die ZFS in dieser Weise auslieferte.
Von Sun zu OpenZFS
ZFS, ursprünglich von Sun für Solaris entwickelt und inzwischen als OpenZFS unabhängig weitergeführt, wird oftmals als das ultimative und leistungsfähigste Dateisystem für Server und Rechenzentren, aber zunehmend auch für den Desktop gepriesen.
Es verbindet eine riesige maximale Dateisystemgröße mit RAID und LVM und bietet Snapshots des Systems. Unter Linux wird sich ZFS wegen der mit der GPLv2 nicht vereinbaren Lizenz CDDL vermutlich nie wirklich durchsetzen. Bei FreeBSD und TrueOS ist es dagegen integriert.
Viel Zeit investiert
Ubuntu hat viel Entwicklerzeit in die Erstellung des System-Daemon Zsys gesteckt, der eine einfache Steuerung von ZFS on Root auch für Ubuntu am Desktop liefern sollte. Zsys diente im Hintergrund der Automatisierung von Snapshots und sollte die Verwaltung komplexer ZFS-Dataset-Layouts ermöglichen, die Benutzerdaten und persistente Daten vom System trennen. Zudem sollte es den parallelen Betrieb mehrerer ZFS-Systeme auf derselben Maschine ermöglichen und sich um die Bereitstellung der vorhandenen Snapshots (Datasets) im Dateimanager GRUB kümmern.
Unterschiedliche Prioritäten
Der für Zsys verantwortliche Entwickler Didier Roche (DidRocks) erläuterte damals Grundlagen und Ziele von ZFS on Root in vier längeren Blogeinträgen. Seit dem Erscheinen von Zsys 0.5 im Juni 2020 hat die Entwicklung dann merklich nachgelassen. Im Herbst 2021 antwortete Roche auf GitHub auf die Frage nach dem Stand des Projekts, es habe »unterschiedliche Prioritäten unter den wenigen Personen, die an diesem Projekt arbeiteten« gegeben und in der Folge sei das Projekt auf Eis gelegt worden.
Wer sich die Daily Builds von Ubuntu 23.04 anschaut, findet im neuen Installer keine Möglichkeit mehr, Ubuntu auf ZFS zu installieren. Auch die Server-Variante lässt eine entsprechende Option vermissen. Auf eine Anfrage auf Discourse zum aktuellen Stand gibt es bisher keine offizielle Antwort, im GitHub-Repository von Zsys herrscht seit neun Monaten Grabesstille. Man kann also mit Fug und Recht davon ausgehen, dass ZFS on Root sich zu den anderen Leichen auf dem Canonical-Friedhof gesellt.
Eine dementsprechende Nachfrage bei Canonical wurde folgendermaßen beantwortet:
ZFS wird weiterhin von Ubuntu unterstützt und im Ubuntu-Hauptrepository aktiv gepflegt und unterstützt. Derzeit wird Ubuntu Desktop auf die Verwendung von Subiquity umgestellt, dem gleichen Installationsprogramm, das auch für Ubuntu Server verwendet wird. Die unmittelbare Priorität des Teams ist es, sicherzustellen, dass diese Umstellung reibungslos verläuft. Das Hinzufügen von Funktionen wie die geführte Installation mit ZFS kann für zukünftige Aktualisierungen von Subiquity in Betracht gezogen werden.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass ZSys aus der Standardinstallation entfernt wurde und nun ein von der Community gepflegtes Projekt ist, das nicht aktiv von Canonical unterstützt wird. Das Canonical-Team prüft jedoch weiterhin Patches und führt sie zusammen.
Oliver Smith, product manager at Canonical