GNOME 42

GNOME 42 bringt native Screenshots und Screencasts

Trotzt der um über eine Woche verspäteten Beta vor einem Monat ist GNOME 42 gestern pünktlich offiziell veröffentlicht worden.

Hauptdarsteller

Der Star der neuen Ausgabe ist zweifelsohne libadwaita, die Umsetzung von libhandy für GTK 4. Eines der zentralen Ziele von libadwaita ist es, die Erstellung von Anwendungen zu erleichtern, indem die Komponenten und Designpraktiken verwendet werden, die den GNOME-App-Design Ansatz gemäß den neuen Human Interface Guidelines (HIG) ausmachen. Version 1.0 von libadwaita erschien am letzten Tag des vergangenen Jahres und machte somit den Weg für die Integration in GNOME 42 frei.

Nicht ohne Kritik

Nicht überall herrscht jedoch Freude über die neuen Gestaltungsmöglichkeiten. Andere Desktops oder Anwendungen, die auf GNOME basieren, sind durch die Verwendung von fest verbauten Stylesheets in ihren Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. So etwa die Entwickler von Pop!_OS, die sich durch die für sie wahrgenommenen Einschränkungen beim Theming dazu veranlasst sahen, mit der Erstellung einer eigenen Desktop-Umgebung zu beginnen. App-Entwickler haben einen offenen Brief an die GNOME-Entwickler veröffentlicht, in dem sie sich beschweren, dass ihre Apps in ein einziges, zu starres Stylesheet gezwungen werden.

Wichtiges Release

GNOME 42 ist ein wichtiges Release für diese unter Linux am häufigsten verwendete Desktop-Umgebung und steht GNOME 40 damit in nichts nach. Oft gewünscht und wohl die augenfälligste Änderung im neuen Desktop ist ein systemweiter Dark Mode. Inspiriert von Ideen, die bei elementary OS ihren Anfang hatten, bietet das libadwaita API einen systemweiten Dark Mode, der über einen Schalter den Wechsel des Desktops und der meisten Apps vom hellen zum dunklen Design ermöglicht.

Hell und Dunkel

Durch die Erstellung heller und dunkler Versionen der GNOME-Hintergrundbilder, die je nach Einstellung automatisch gewechselt werden, passen sich diese an die gewählte Helligkeit an. Der Dark Mode ermöglicht es Apps, ihre eigenen Stileinstellungen bereitzustellen, die unabhängig von der gerade genutzten Systemeinstellung sind. Dadurch ist es möglich, einzelne Apps auf dunkel oder hell umzustellen, wenn dies gewünscht ist.

Native Screenshots

Neu ist auch das eingebaute interaktive Screenshot- und Screencast Tool, dass die bis dahin verwendete App ablöst und über die Druck-Taste aktiviert wird. Die meisten Apps wurden in den letzten Monaten nach GTK 4 überführt. Ausnahme bei den Core-Apps bilden der Dateimanager Nautilus (Dateien), dessen Umstellung wegen ungelöster Probleme auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde, sowie der Browser Epiphany (GNOME Web), der aber zumindest Hardware-Beschleunigung beim Rendern erhielt.

Sonst noch…

Außerdem gibt es zwei neue Apps: Console, das kein Ersatz für GNOME Terminal sein soll, sondern für GNOMEs mobile Schnittstelle Phosh für Linux-Telefone und -Tablets gedacht ist und mit eingeschränktem Funktionsumfang für einfache CLI-Aufgaben bereitsteht. Die zweite neue App ist Text Editor, eine GTK 4 App, die über eine automatische Speicherung verfügt. Im Hintergrund wurde die Wayland- und Flatpak-Integration weiter verbessert sowie Leistungsverbesserungen bei der Dateiindizierung und der Eingabeverarbeitung erreicht. Alle weiteren Änderungen sind ausführlich in den Release Notes nachzulesen.

GNOME 42 wird bei Rolling-Release-Distributionen wir Arch Linux oder Tumbleweed in Kürze erwartet. Den ersten Auftritt als Standard-Desktop wird GNOME 42 mit Fedora 36 am 19. April haben. Zwei Tage später erscheint Ubuntu 22.04 LTS, das GNOME 42 zu diesem Zeitpunkt wegen der hauseigenen Anpassungen aber nur teilweise umsetzt.

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