Richard M. Stallman

GNU wird 40 – Was ist das eigentlich genau?

Als Linux-Nutzer stolpert man immer wieder mal über GNU, ein rekursives Akronym von »GNU’s Not Unix«. Es kommt zum Beispiel bei Debian/GNU Linux vor. Das GNU dieser Tage 40 Jahre alt wurde und somit älter als Linux ist, wissen wir nun, doch was ist GNU genau? Und wer ist Richard M. Stallman?

GNU’s Not Unix

Der Begriff GNU ist untrennbar mit der nicht unumstrittenen Person von Richard Stallman verbunden. Also geht es bei GNU um Freie Software. Es handelt sich um ein unixähnliches Betriebssystem, das seit 1984 entwickelt wird. Unix ist dabei ein gutes Stichwort, denn dort hat GNU seine Wurzeln. Stallman gründete 1983 die Freie-Software-Bewegung und schenkte uns damit die vier Freiheiten, die Freie Software ausmachen:

  • Die Software beliebig auszuführen
  • Die Software und ihren Quellcode zu untersuchen
  • Kopien der Software an Andere weiterzugeben
  • Die Software zu modifizieren und Modifikationen weiterzugeben

Software, die in ihrer Lizenz diese Freiheiten gewährt, ist für Stallman Freie Software. Das sind auch die Grundpfeiler der 1985 von Stallman gegründeten Free Software Foundation (FSF). Doch was veranlasste Stallman zu all dem?

Unix wird kommerziell

Stallman arbeitet Anfang der 1970er-Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit einem Team an künstlicher Intelligenz. Sie benutzten Unix, das damals als Quelltext ausgeliefert wurde. Doch das änderte sich langsam, indem Firmen dazu übergingen, Software in Form von Binärpaketen auszuliefern. Gleichzeitig wurde Software an Lizenzen gekoppelt, die die Änderung oder die Weitergabe untersagten.

Nicht mit den Anforderungen an Forschung vereinbar

Damit waren Stallman und seine Hackergruppe nicht einverstanden, denn es behinderte den wissenschaftlichen Forscherdrang. Seine Beschäftigung mit dieser Veränderung führte ihn zu der Erkenntnis, Software müsse aus ethischen und praktischen Erwägungen heraus frei sein. Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und begann auf der Basis seines GNU Manifesto mit der Programmierung eines eigenen, völlig freien Betriebssystems samt eigenem Kernel. Dazu entwickelte er zudem die erste Version des umfassenden Texteditors GNU Emacs, den GNU Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-Compiler (GCC) sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme. Um all dem einen rechtlichen Rahmen zu geben, entwarf er 1989 die GNU General Public License (GNU GPL).

Linux betritt die Bühne

Im Jahr 1991 betrat ein weiterer Kernel die Bildfläche – Linux war geboren. In den kommenden Jahren schnürten erste Software-Bündelungen Torvalds Kernel mit den GNU-Tools zusammen. Für diese Distributionen bürgerte sich die in zweierlei Hinsicht nicht ganz korrekte Bezeichnung Linux ein. Erstens ist Linux nur der Kernel, zum Zweiten wird bis heute der Anteil von GNU in diesen Distributionen nach Stallmans Ansicht zu oft unterschlagen. Lediglich für Debian lautet die offizielle Bezeichnung immer noch Debian GNU/Linux. Dass diese Entwicklung dem unermüdlichen Schreiber Stallman nicht gefiel, belegt ein ausführliches Essay aus seiner Feder.

Kompromisslos

Richard Stallman ist sowohl als Privatperson als auch mit seiner Free Software Foundation nicht unumstritten. Dort vertritt er eine kompromisslose Position, die besagt, Software müsse zu 100 % frei im Sinne der Richtlinien für freie Softwareverteilungen sein, auch wenn das im Alltag oft nicht praktikabel ist. Die FSF empfiehlt derzeit neun Distributionen, die nur freie Software enthalten.

Dazu zählen Guix, Parabola , Trisquel und PureOS. Mindestens zwei der Distributionen basieren auf Debian, das aber selbst keine Empfehlung Stallmans vorweisen kann. Das liegt im Fall von Debian daran, dass Debian es zu leicht macht, unfreie Software aus den Repositories zu installieren. Stallmans Haltung zu anderen Distributionen ist auf der FSFE-Webseite nachzulesen.

Gut abgehangene Hardware

Die FSF empfiehlt auch Hardware, die nach ihrer Definition als frei gilt. Wie bei der Software unterliegt auch die Hardware diversen Einschränkungen und ist oft im Alltag den heutigen Aufgaben und Ansprüchen nicht gewachsen. Gleichwohl sind Stallman und seine Organisation die Gralshüter von weit mehr als den von ihnen empfohlenen Produkten. Ohne die exzentrische Beharrlichkeit eines Richard Stallman wäre freie Software nicht das, was wir heute schätzen und benutzen dürfen, wenn es sie denn überhaupt gäbe.

Wie frei seid ihr unterwegs?

Wer jetzt für sich einschätzen möchte, wie frei denn die von ihm benutzte Distribution wirklich ist, der kann dies mit dem Virtuellen Richard M. Stallman tun. Dahinter steckt das für Debian verfügbare Paket vrms, das auch als vrms-rpm und vrms-arch verteilt wird. Das sagt euch genau, welche Software aus den Repositories eurer Distribution auf euren Rechnern von der FSFE als nicht frei angesehen wird.

Bild: »Richard Stallman portrait« von Maurizio Scorianz ist lizenziert unter CC BY-NC 2.0.

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