Im Linux-Kernel gab es im Laufe der Zeit mehrere verschiedene NTFS-Treiber, die sich in Herkunft, Funktionalität und Einbindung stark unterscheiden.
NTFS
Der erste NTFS-Treiber fand Mitte der 1990er Jahre Einzug in Linux. Dieser rudimentäre Kernel-Treiber bot nur lesenden Zugriff. In der frühen Linux-Community entwickelt, wurde er später von Tuxera gepflegt, aber kaum weiterentwickelt. Er konnte NTFS-Partitionen zwar mounten, Änderungen an Dateien waren aber riskant oder gar nicht möglich.
NTFS-3G
Im Jahr 2007 erschien NTFS-3G, eine freie Implementierung auf der Basis von FUSE. Dadurch lief der Treiber im Userspace anstatt im Kernel. NTFS-3G erlaubte vollständigen Lese-Schreib-Zugriff, war aber relativ langsam, weil jeder I/O-Aufruf einen Kontextwechsel zwischen User- und Kernelspace erforderte.
NTFS3
2021 nahm Linus Torvalds schließlich den von der Firma Paragon auf der Basis ihres kommerziellen NTFS-Treibers neu geschriebenen NTFS3-Treiber in Linux 5.15 auf. NTFS3 war eine komplett neue C-Implementierung mit voller NTFS 3.1- und TRIM-Unterstützung sowie Journal-Replay. Der Treiber wurde vollständig unter GPLv2 veröffentlicht. Seitdem ersetzt er den alten Kernel-NTFS-Treiber und bietet bessere Performance und Kompatibilität. Allerdings lässt die Pflege noch zu wünschen übrig.
NTFSPLUS
Der jetzt als Patch vorgestellte NTFSPLUS-Treiber ist ein neuer, von Grund auf überarbeiteter NTFS-Treiber für den Kernel, der auf dem alten, nur lesefähigen NTFS-Code aufbaut, aber jetzt vollständige Schreibunterstützung bietet. Im Vergleich zum vorhandenen NTFS3-Treiber von Paragon bringt NTFSPLUS mehrere wichtige Vorteile. So bietet er unter anderem deutliche Performance-Verbesserungen. Die Schreibgeschwindigkeit bei Single-Thread ist rund 3–5 %, die bei Multi-Thread sogar 35–110 % schneller als bei NTFS3.

Namjae Jeon, der Entwickler des exFAT-Linux-Treibers, hat auch NTFSPLUS federführend entworfen und erklärt seine Motivation damit, dass NTFS3 immer noch einige Probleme habe und zudem schlecht gepflegt sei. Linus Torvalds hatte 2022 aus diesem Grund bereits die Entfernung des erst ein Jahr zuvor aufgenommenen Treibers von Paragon ins Auge gefasst.
Auf der Basis des alten NTFS-Treibers
NTFSPLUS wurde auf der Basis des alten, nur lesbaren Treibers entwickelt, da laut Jeon der Code sauberer und besser lesbar ist als der von NTFS3. Er adressiert spezifische Probleme des NTFS3-Treibers, wie etwa den Umgang mit Verzeichnis-Löschoperationen. Zukünftig ist die Unterstützung von echtem Journaling als Verbesserungsziel angegeben. NTFSPLUS bringt zudem eigene Utilities inklusive fsck mit, was es bei NTFS3 nicht gibt. Dateisystem-Treiber haben es gemeinhin nicht leicht, in Mainline aufgenommen zu werden. Dementsprechend wird es vermutlich einige Kernelzyklen brauchen, um den neuen NTFSPLUS-Treiber aufzunehmen.

NTFS3 ist voller Bugs und kann Datenkorruption verursachen. ntfs-3g hingegen funktioniert einwandfrei bei allem, was ich bisher benötigte. Zu meiner Überraschung ist es genauso schnell wie NTFS3, zumindest beim Suchen und Lesen von Dateien.
Ich bin wirklich gespannt.
Es gibt nun quasi 3 Referenzen. Im Grunde die beste Basis um aus allem da Beste zu ziehen als freie Reimplementierung.
Ein ordentlicher, langzeit gepfleger, NTFS Treiber wäre wirklich großartig!
Für mich war immer klar, dass die Version von Paragon (NTFS3) nur eine Krücke ist. Nie Firma möchte natürlich immer noch ihr kommerzielles Produkt verkaufen (genauso wie tuxera noch einen kommerziellen NTFS Treiber hat). Der Treiber ist mit voller Absicht das Minimum vom Minimum (wer mehr will, kann ja kaufen). Gut das da jetzt noch was von der Community kommt 🙂
Was ist daran jetzt schlimm? Natürlich möchte man sich das bezahlen lassen. Wenn ich an EXT4 so denke von Ankündigung bis Stand heute, sind das gut über ca. 3–4 Millionen US-Dollar. Haupt-entwickler (Theodore Ts’o + 3–5 Mitwirkende, die regelmäßig Patches und Tests beitrugen also Mittel etwa 4 Vollzeitäquivalente bei $150.000 USD/Jahr, + Infrastruktur & Tests (z. B. Server, QA), Projektmanagement & Dokumentation, Langfristige Wartung). Da kommt einiges zusammen. Bezahlt haben das indirekt als Arbeitsgeber: IBM, Red Hat, Google uvm.