Red Hats Entscheidung, die Quellen für RHEL künftig nicht mehr auf git.centos.org abzulegen, sendet ein klares Signal: »Wir wollen keine Klone von RHEL mehr. Sie bringen keinen Mehrwert und beschneiden unseren Umsatz.« Egal, was man von diesem Schritt halten mag, er ist völlig legal und von der GPL gedeckt. Grob gesagt entspricht Red Hat der GPL, wenn sie die Quellen an zahlenden Kunden herausgeben.
Alternative Quellen gesucht
Die Entscheidung trifft besonders die CentOS-Nachfolger AlmaLinux und Rocky Linux, die nun nicht mehr auf einfachem Weg an die Quellen zu kommen, um diese nach einem Rebranding als RHEL-Klone zu veröffentlichen. Beide Distributionen haben signalisiert, dass sie alternative Wege finden werden, um weiterhin 1:1 Klone von RHEL an die Community verteilen zu können.
UBI_Container und Cloud-Instanzen
Rocky Linux hat gestern einen Artikel veröffentlicht, in dem das Projekt zwei alternative Wege aufzeigt, legal an die benötigten Quellen zu kommen. Eine Möglichkeit besteht demnach in der Verwendung von UBI-Container-Images, die auf RHEL basieren und über verschiedene Online-Quellen einschließlich Docker Hub erhältlich sind. Mit dem UBI-Image ist es laut dem Artikel leicht möglich, Red Hat-Quellen zuverlässig zu beziehen. Tests mit OCI-Containern (Open Container Initiative) sollen wie erwartet funktioniert haben.
Eine weitere Methode ist die Nutzung öffentlicher Cloud-Instanzen per verbrauchsbasiertem Abrechnungsmodell (pay-per-use) . Damit kann jeder RHEL-Images in der Cloud aufsetzen und so den Quellcode für alle Pakete und Errata erhalten. Dieser Weg skaliert für Rocky am besten, da dies über CI-Pipelines automatisierbar ist, indem Cloud-Images aufgesetzt werden, um die Quellen über DNF zu erhalten, und diese automatisch in Rockys Git-Repositories zu stellen.
Legal machbar
Rechtsanwälte haben laut dem Bericht beide Methoden als gangbare Wege im Einklang mit Red Hats Nutzungsbedingungen und EULAs deklariert. Meine Befürchtung ist, dass Red Hat nicht gewillt ist, künftig Klone von RHEL zu dulden und daher Mittel und Wege finden wird, dies zu verhindern. Angesichts dessen sehe ich die Zukunft für diese Distributionen eher düster, wenn sie ihren derzeitigen Modus Operandi fortführen möchten.
Ein gangbarer Weg bleibt, die Quellen aus CentOS Stream zu benutzen, was es aber erschwert, ohne erheblichen Aufwand eine 1:1 Kopie von RHEL zu erstellen, da CentOS Stream nicht zu allen Zeiten den nötigen Code dazu enthält, wie dieser Listeneintrag bei Fedora erklärt.