Spacefun

SpaceFun

Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als man seinen Linux-Desktop bis ins kleinste Detail angepasst hat. Stunden haben wir verbracht, Themes auszuprobieren und Hintergrundbilder gewechselt. Konfigurationsdateien wurden bearbeitet, bis der Desktop genau so war, wie man ihn sich gewünscht hat.

Heute ist das meiste chrompoliert oder so eingeschränkt, dass Anpassungen kaum noch möglich sind. Mit libadwaita duldet beispielsweise das GNOME Projekt nur noch visuelle Anpassungen, die ihren Vorgaben entsprechen. CSD (Client Side Decoration) ist kaum noch deaktivierbar und so sehen Anwendungen aus dem GNOME Umfeld auf anderen Desktopumgebungen überdimensioniert aus und fühlen sich wie ein Fremdkörper an.

Doch nicht nur das, auch an Software gab es damals immer etwas Neues und Innovatives zu entdecken. Programme wurden mit viel Liebe entwickelt und viele dieser Perlen sind auch heute noch nutzbar, sie müssen lediglich wiederentdeckt werden.

Wer dieses Gefühl auch heute nicht missen möchte, und sei es nur für einen nostalgischen Ausflug in die Vergangenheit, sollte einen Blick auf SpaceFun werfen.

Dabei handelt es sich nicht um eine Distribution im klassischen Sinne, sondern um ein sogenanntes Blend von Debian GNU/Linux. Es kommen ausschließlich die offiziellen Upstream Repositories zum Einsatz und die Anpassungen betreffen die Softwareauswahl sowie die Voreinstellungen des Systems.

Da ein mögliches Ziel eine Nutzung auf älterer Hardware darstellt, kommt die leichtgewichtige LXDE Desktopumgebung zum Einsatz. Trotz des klassischen Erscheinungsbildes können nahezu alle Einstellungen aus der grafischen Oberfläche vorgenommen werden.

Eine Installation des Live-Systems ist mithilfe des bereits bekannten Calamares-Installers möglich, wobei mindestens 1 GB RAM und eine 40 GB Festplatte vorausgesetzt werden. ISOs können für x86_64 und i386 heruntergeladen werden. Zur Auswahl stehen jeweils zwei Varianten: Rolling oder Stable. Rolling basiert ähnlich wie Siduction auf Debian GNU/Linux Sid und Stable auf der kommenden stabilen Version Bookworm.

Aktualisiert wird das System wahlweise über die Kommandozeile mittels apt update; apt upgrade oder über ein Applet welches über neue neue Pakete informiert und bei Bedarf auch gleich eine Installation ermöglicht.

Bei der Softwareauswahl liegt der Fokus auf leichtgewichtigen, aber dennoch gut nutzbaren Anwendungen. So wird als Standardbrowser Falkon angeboten. Der ehemals als QupZilla bezeichnete Browser hat seit einiger Zeit ein neues Zuhause unter dem Dach des KDE Projektes gefunden.

Sofern es die Hardware zulässt, können natürlich auch Chromium oder Firefox über den Paketmanager Synaptic nachinstalliert werden. Neben dem Mailclient Thunderbird sind auch Messenger für Telegram, IRC, XMPP und das Matrix-Protokoll enthalten. Natürlich dürfen auch ein FTP- und ein Bittorrent-Client nicht fehlen.

Multimediainhalte lassen sie je nach Hardwareausstattung mit VLC oder mpv wiedergeben. Mit Audacious kann die Musiksammlung abgespielt werden und Shotwell ist eine geeignete Anwendung zur Verwaltung der Ferienfotos.

Obwohl das Hauptaugenmerk der Entwickler auf Leichtgewichtigkeit liegt, wurde beschlossen, die Office-Suite LibreOffice zu integrieren, da sie über den erforderlichen Funktionsumfang verfügt. Für diejenigen, die sich auf das Schreiben konzentrieren möchten, bietet sich hingegen das ablenkungsfreie Schreibprogramm FocusWriter an. Der WYSIWYM (What You See Is What You Mean) Editor LyX erleichtert den Einstieg in LaTex.

Piano Booster eignet sich für alle, die Klavierspielen lernen möchten. Die Softwareauswahl beinhaltet auch GIMP zur Grafikbearbeitung, Scribus als DTP-Programm und Inkscape als Vektor-Zeichenprogramm.

Um SpaceFun auszuprobieren, können interessierte Nutzer das Live-Medium herunterladen und auf einen USB-Stick übertragen. Nach dem Start erscheint der Desktop in englischer Sprache. Durch Klicken auf ein Symbol am unteren Bildschirmrand kann die Tastaturbelegung geändert werden. Nach einer Installation steht das System dann in der gewählten Sprache zur Verfügung.

Dabei ist zu beachten, dass während der Installation das Gerät mit dem Internet verbunden sein sollte, da Calamares einige Komponenten nachlädt.

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