In den letzten Tagen sind zwei neue Debian-Distributionen in meinen Fokus gerückt: Titan Linux und SpiralLinux. Während sich Titan Linux auf KDE Plasma festlegt, ist SpiralLinux breiter aufgestellt und bedient eine ganze Reihe von Desktop-Umgebungen. Initiiert ist das Projekt vom Maintainer der auf openSUSE basierten Distribution GeckoLinux. Er bietet mit SpiralLinux 11.220610 die Desktop-Umgebungen KDE Plasma, GNOME, Cinnamon, Xfce, LXQt, MATE und Budgie. Wer sein System gerne von Grund auf selbst baut, kann den SpiralLinux Builder nutzen, der auf IceWM setzt.
Debian mit Backports und non-free Repo
SpiralLinux setzt standardmäßig auf Debian 11 »Bullseye« mit aktiviertem Backports-Repository. Auf GitHub gibt es Instruktionen, wie man die Distribution in wenigen Schritten auf Testing oder Unstable umstellt. SpiralLinux will gleich nach der Installation mit dem Calamares-Installer für möglichst viele Einsatzzwecke bereit sein und bezieht Pakete nur aus den Repositories von Debian. In der Quellenliste sind die Komponenten main
, contrib
und non-free
freigeschaltet. Standardmäßig kommt Btrfs als Dateisystem zum Einsatz.
SpiralLinux bringt eine Menge an Eigenschaften mit, die bei einem Standard-Debian fehlen:
- Installierbare Live-DVD/USB-Images mit einer Größe von ca. 2 GB und sorgfältig konfiguriert für eine breite Palette beliebter Desktop-Umgebungen
- Erstellt aus Debian Stable-Paketen mit vorinstallierter Unterstützung neuerer Hardware aus Debian Backports
- Einfaches Upgrade auf die Testing- oder Unstable-Zweige von Debian mit nur wenigen Klicks
- Optimales Btrfs-Subvolume-Layout mit transparenter Zstd-Komprimierung und automatischen Snapper-Snapshots, die über GRUB gebootet werden können, für einfache Rollbacks
- Grafischer Manager für Flatpak-Pakete und vorkonfiguriertes Flatpak-Tuning
- Vorkonfiguriertes Font-Rendering und Farb-Theming für optimale Lesbarkeit
- Vorinstallierte proprietäre Medien-Codecs und unfreie Debian-Paket-Repositories zur Nutzung bereit
- Umfassende Hardware-Unterstützung mit einer breiten Palette an vorinstallierter proprietärer Firmware
- Umfangreiche Druckerunterstützung mit angepassten Berechtigungen für die Druckerverwaltung
- Optimale Energieverwaltung mit vorinstalliertem TLP
- VirtualBox-Unterstützung sofort einsatzbereit
- Standardmäßige Aktivierung von zRAM-Swap für bessere Leistung auf Low-End-Hardware
- Normale Benutzer können das System bedienen und verwalten, ohne das Terminal nutzen zu müssen
- Hängt vollständig von der Debian-Infrastruktur ab und reduziert somit so den Bus-Faktor
- Das installierte System kann problemlos auf zukünftige Debian-Veröffentlichungen aufgerüstet werden, wobei die SpiralLinux-Konfiguration erhalten bleibt
Btrfs-Snapshots und Snapper-GUI
Besonders gefällt mir dabei das Btrfs-Subvolume-Layout mit transparenter Zstd-Komprimierung und automatischen Snapper-Snapshots, wie es openSUSE seit Jahren bietet. Ich habe ein paarmal einen Snapshot zurückgerollt, ohne dass es dabei Probleme gegeben hätte.
Der Entwickler hält sich ansonsten eng an das Debian-Ökosystem, denn so ist es möglich, für Support zusätzlich auf Debians Community zurückzugreifen. Er setzt bei seiner Konfiguration an vielen Punkten an, die bei einer reinen Debian-Installation ein Erfolgserlebnis verhindern können. Ich erinnere nur an die leidige Diskussion über Debian-Abbilder mit Zugriff auf unfreie Firmware.