Serpent OS

Erster Blick auf Serpent OS

In meiner Datenbank der Artikel, die ich mit der Redaktion des LinuxUser vereinbart habe, steht seit vier Jahren ein Artikel über Serpent OS. Dieser Artikel wurde bisher zahllose Male um einige Monate verschoben, doch jetzt sieht es so aus, als könne er bald geschrieben werden. Zumindest ist jetzt eine Pre-Alpha-Version dieser mit Spannung erwarteten Distribution erschienen.

Vier Jahre Entwicklung

Wir berichteten erstmals 2020 über das Konzept diese Distribution. Hinter Serpent OS steht der Entwickler Ikey Doherty, der vielen vermutlich noch von Solus OS bekannt ist. Ikey, der das Projekt 2018 verlassen hatte, kündigte vor rund einem Jahr an, Solus werde künftig Serpent OS als Unterbau nutzen. Einige der Design-Ideen zu Serpent OS klangen ein wenig nach Intels Clear Linux OS, was nicht verwunderlich ist, war Ikey doch Teil des Entwicklungsteams dieser Distribution bei Intel.

Innovativer Paketmanager

Wie bei Clear Linux war von Beginn eine moderne Distribution mit möglichst effizienter Ausnutzung der gegebenen Hardware Ziel der Entwicklung von Serpent OS. Es wurde von Grund auf entwickelt, basiert also nicht auf einer anderen Distribution. Das erlaubte die Implementierung fortschrittlicher Komponenten wie dem hauseigenen, in Rust geschriebenen Paketmanager Moss, der innovative Konzepte wie Zustandslosigkeit unterstützt. Zudem wird für die Unveränderlichkeit ein A/B-System wie bei Vanilla OS verwendet, allerdings erlaubt Moss das Wechseln zwischen den Partitionen ohne Reboot.

Text Installer

Das noch sehr frühe Abbild mit nur 1.2 GByte startet im Live-Modus und bietet bisher nur einen Text-Installer, der voraussetzt, dass die Partitionen bereits händisch angelegt sind. Der Text-Installer wird im Terminal mit dem Befehl sudo lichen gestartet Wenn der grafische Installer fertig ist, fällt der Live-Modus weg. Derzeit setzt Serpent OS auf Linux 6.10 und GNOME 45.3. Ursprünglich sollte KDE Plasma als Standard dienen. Dies wird nun später nachgeliefert.

COSMIC Desktop kommt

Vorher wird, so ließ Ikey auf X wissen, die nächste Woche ebenfalls als Alpha veröffentlichte, von Grund auf gebaute und mit vielen Vorschusslorbeeren versehene Desktop-Umgebung COSMIC in Serpent Os angeboten. Neben der GNOME-Umgebung samt Extensions, Firefox und Nautilus ist derzeit lediglich der Editor Zed vorinstalliert. Für die Installation weiterer Anwendungen wird Flatpak unterstützt, das derzeit aber noch nicht vorbereitet ist. Wayland und UEFI sind Standard, Ikey hält absolut nichts von alten Zöpfen. Ob es gelingen wird, wie geplant eine Linux-Distribution völlig ohne GNU zu erstellen, wird sich noch zeigen müssen.

Jetzt, da das Grundgerüst fertiggestellt ist, verspricht Ikey schnellere Fortschritte. Let’s make Linux great again 🙂

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8 Kommentare

  1. Wenn der grafische Installer fertig ist, fällt der Live-Modus weg.

    Ob das eine gute Idee ist?!

    Ich soll also als Anwender nicht mal vorher schauen können, ob das System zu mindestens in den Grundfunktionen meinen Vorstellungen entspricht!.

    Da bin ich schonmal raus 🙄, obwohl ich das Konzept “Unveränderlichkeit” durchaus interessant finde.

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  2. “Wer nicht rusted der rostet auch nicht.” 😇

    Schon verständlich, dass er so viele Jahre braucht, wenn er all diese Komponenten auf einen Schlag von Grund auf neu gestalten möchte.
    Von der pre- zur echten alpha Version könnte es dann wohl auch noch eine Weile dauern. Bekanntlich liegt der Teufel im Detail.

    Weiß man eigentlich welches Paketformat der Paketmanager moss unterstützt. Gibt es hier auch ein eigenes Paketformat oder soll nur noch flatpak unterstützt werden?

    Meine subjektive vorab Einschätzung:

    • A/B-Boot mit Pkg-upgrades im Hintergund auf die inaktive Partition finde ich sehr gut.
    • Immutable nicht nötig und auch nicht unbedingt mein Ding
    • flatpak auch nicht unbedingt nötig und hat auch kein Vertrauensmodel.
    • Das Argument damit moderne Hardware effektiver nutzen zu wollen ist in meinen Augen doch eher ein Scheinargument. Wo geschieht das bei seinem Ansatz. Bei flatpak sehe ich eher overhead.
    • Trotzdem alles sehr, sehr interessant und für eine Distribution die ohne viel Service ein unkaputtbares Linux herausgeben will nicht unattraktiv.
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  3. Ob es gelingen wird, wie geplant eine Linux-Distribution völlig ohne GNU zu erstellen, wird sich noch zeigen müssen.

    Was ist denn der Grund bzw. die Motivation auf GNU zu verzichten? Oder anders gefragt: Was sind die Vorteile eines Linux ohne GNU?

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      1. Das ist doch ohnehin nur Rhetorik. Selbst wenn man irgendwann sämtlich GNU Sourcecode ausgetauscht hätte, wenn man das denn unbedingt wollte, dann liefe Linux trotzdem immer noch unter der GNU General Public License version 2. Es gibt universelle Ideen die bleiben immer gültig ganz unabhängig von sämtlichen Umtrieben. GNU ist eine solche Idee. In einer Sache hat sich das oberste Gnu allerdings getäuscht.
        Das ist das Freibier. Deshalb gibt es jetzt auch die FAFB-License.
        Sie ist für z.B. bash skrpte bestens geeignet und klärt sämtliche juristischen Fragen korrekt in nur drei kurzen Zeilen:

        FreeAsFreeBeerLicense

        Do not buy a free beer
        Do not sell a free beer
        Have fun!

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