Vorwärts

Es geht weiter…

Die Radreise ist zu Ende und der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Hier auf dem Blog geht es mit neuem Elan weiter. Während ich in den Niederlanden das Radfahren als Verkehrsteilnehmer mit meist eingebauter Vorfahrt genoss, gab es im Debianforum einen Faden, in dem vier Jahre nach dem Ende von Pro Linux ein gleichwertiger Ersatz immer noch vermisst wird.

Dem kann ich mich anschließen und wie dort bemängelt wird, fehlt es bei LinuxNews als gleichwertiger Ersatz in erster Linie die »Masse an News«. Ich muss immer eine subjektive Auswahl treffen, was ich hier berichte. An Ideen dazu, wie sich die Plattform erweitern ließe, fehlt es nicht unbedingt. Aber zunächst muss einmal der hoffentlich noch in diesem Jahr anstehende Relaunch von LinuxNews stattfinden, an dem Stefan schon seit gefühlt Jahren in seiner knappen Freizeit arbeitet. Dann können wir über die Zukunft der Plattform aus inhaltlicher Sicht sprechen. Es bleibt jedenfalls spannend.

Ich habe in den vergangenen Tagen meinen aufgestauten RSS-Feed mit fast 5.000 Einträgen durchgewühlt und festgestellt, dass ich keinen Rückblick über die vergangenen zwei Wochen schaffe, es ist einfach zu viel. Deshalb folgt hier eine kurze subjektive Auswahl von mir wichtigen Themen. Da darf natürlich KDE nicht fehlen.

KDE war fleißig

Die Entwicklung von KDE hat während meiner Abwesenheit einige Veröffentlichungen freigegeben. Zudem fand in Würzburg die diesjährige KDE-Entwicklerkonferenz Akademy 2024 statt, die interessante Vorträge zu als Aufzeichnung zu bieten hat. So wurde in einem Vortrag eine echte KDE-Distribution angedacht, über die ich in einem eigenen Artikel eingehe. Während der Konferenz wurden Plasma 6.1.5 als Bugfix Release für September sowie Plasma 6.2 als Beta-Version zum Testen freigegeben. Außerdem erschienen KDE Frameworks 6.6.0 und KDE Gear 24.08.1. Qt wurde auf v6.7.2 angehoben.

Kernel 6.11

Linus Torvalds hat am letzten Wochenende vom Open Source Summit in Wien aus Linux 6.11 als aktuellen Kernel freigegeben. Wäre der Kernel ein Wettrennen, wer die meisten neuen Zeilen abliefert, so wäre vermutlich mit 6.11 AMD der Gewinner. Der Schwerpunkt lag auf aktuellen Ryzen-CPUs und kommenden Radeon-Grafikkarten. Es wurden Fehler bei RDNA-3.5-Grafik bereinigt und grundlegende Unterstützung für die kommende Grafikarchitektur RDNA4 (GFX12) eingeführt.

Der P-State-Treiber bei modernen Ryzen-CPUs wurde mit AMD Core Performance Boost (CPB) erweitert. Das erlaubt höhere Taktfrequenzen, solange sich Kern-Parameter wie Temperatur oder Energiebedarf in vertretbaren Grenzen bewegen. Ebenfalls neu im P-State-Treiber ist AMD Fast CPPC, das zur Verbesserung der Energieeffizienz in CPUs auf der Basis von Zen 4 beiträgt. Die Abkürzung CPPC steht dabei für Fast Collaborative Processor Performance Control und bietet bei gleichem Stromverbrauch Leistungssteigerungen von bis zu 6 %.

BSOD

Neben vielen weiteren interessanten Entwicklungen, die in meinem Artikel zu 6.11 im nächsten Heft des Linux Magazins zu lesen sein werden, erhielt Linux mit dem neuen Kernel endlich seine eigene, in Rust geschriebene Version des von Windows bekannten und gefürchteten BSOD (Blue Screen of Death). Dabei werden die oft sehr langen Fehlermeldungen des Kernels zu einem QR-Code geschrumpft.

Rust vs. C

Eine Rüge von Torvalds an Kent Overstreet, dem Entwickler von Bcachefs führte zu einem reduzierten Patchset für Linux 6.11. Knatsch gab es auch zum Thema »Rust vs. C«. Die Einführung von Rust als zweite Sprache in den Kernel findet bei einigen Kernel-Entwicklern wenig Anklang und die scheuen sich nicht, ihre Meinung zu äußern. Dabei geht es nicht immer sachlich zu; Torvalds glaubt, dort auch »religiöse Untertöne« herauszuhören. Wedson Almeida Filho, einer der Betreuer von Rust im Kernel, trat im Verlauf der Diskussionen von seinen Aufgaben zurück und gab als Hauptgrund »nontechnical nonsense« in der Diskussion an. In einem YouTube erläutert Torvalds, was er von der Kontroverse hält.

Tor-Netzwerk entzaubert

Derzeit machen Berichte die Runde, dass das Cybercrime-Zentrum der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg im Rahmen der Ermittlungen gegen die Ransomware-Gruppe Vanir Locker und das Pädophilen-Netzwerk Boystown monatelang das Tor-Netzwerk überwacht haben und dabei die Tor-Anonymisierung erstmals nachweislich mittels Timing-Analysen aushebeln konnten.

Das Prinzip dahinter ist, dass je mehr Knotenpunkte im Tor-Netzwerk überwacht werden, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ein Nutzer eine Verbindung über einen der überwachten Knotenpunkte herstellt. Durch die zeitliche Zuordnung einzelner Datenpakete lassen sich so anonymisierte Verbindungen zum Tor-Nutzer zurückverfolgen, obwohl Datenverbindungen im Tor-Netzwerk mehrfach verschlüsselt sind.

Jetzt haben sich Entwickler des Tor-Netzwerks zu Wort gemeldet und stellen die Frage, die vermutlich vielen Nutzern von Tor derzeit auf den Nägeln brennt: »Is Tor still safe to use?«. Die Verfasser bejahen das, indem sie das Tor-Netzwerk für gesund erklären. Grundvoraussetzung sei allerdings das Verwenden stets aktueller Versionen der Tor-Software. Das hat anscheinend der von der Enttarnung betroffene Anwender nicht getan. Er soll die seit Langem nicht mehr verwendete Chat-Anwendung Ricochet anstatt des sichereren Ricochet Refresh verwendet haben. Auch die Entwickler dieses Chat-Clients haben zu den Meldungen der De-Anonymisierung Stellung bezogen. Die Tor-Entwickler beklagen, dass dem CCC von den investigativen Journalisten der Zugang zu den mit dem Fall in Zusammenhang stehenden Dokumenten gewährt wurde, dem Tor-Projekt aber nicht. Somit blieben zum jetzigen Zeitpunkt viele Fragen offen. Das Tor-Netzwerk bittet jeden, der über zusätzliche Informationen verfügt, diese zu teilen.

Foto von Thanos Pal auf Unsplash

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