Seit geraumer Zeit arbeiten Entwickler bei Fedora an einem neuen Installer, der eine Web-UI auf der Basis des bekannten Anaconda-Installers darstellt. Die neue UI wurde als Webbrowser-basierte Benutzeroberfläche unter Verwendung von React und Cockpit geschrieben. Cockpit ist ein bei Red Hat entstandenes, web-basiertes Interface zur Steuerung von Servern, das in den vergangenen Jahren dank stetiger Entwicklung immer mehr Funktionalität erlangt.
Zunächst nur in der Workstation-Edition
Mit Fedora 37 erschien eine technische Vorschau, mit der sich der neue Installer erstmals sinnvoll testen ließ. Jetzt erschien ein Vorschlag, den neuen Installer mit Fedora 39 Workstation im Herbst 2023 zum Standard zu machen. Die weiteren Editionen sollen später mit dem neuen Installer ausgestattet werden, basierend auf dem Feedback der Workstation.
Die neue Benutzeroberfläche versucht, die Bedienung zu vereinfachen, indem sie den Großteil der Komplexität beseitigt, aber ausreichend Möglichkeiten bietet, alles zu tun, was nötig ist. Es soll ein Zustand zu erreicht werden, in dem auch Benutzer, die noch keine Erfahrung mit dem Linux-Betriebssystem haben, die Installation problemlos durchführen können.
Geführte Partitionierung
Technisch wird im Hintergrund die bisher genutzte, aus Netzwerken bekannte Hub&Spoke-Architektur ersetzt. Der zentrale Hub ist dabei die Installationsübersicht, die Spokes sind die einzelnen spezifischen Aufgaben, auf die die Benutzer vom Hub aus zugreifen kann. Dabei wird der Anwender mit mehr Details konfrontiert, als er vermutlich benötigen wird. Ich empfand Anakonda immer schon als den sperrigsten Installer unter Linux.
Der neue Installer ersetzt diese Architektur mit einem Wizard, der mit dem Open Source Design-System PatternFly erstellt wurde und den User an die Hand nimmt und versucht, ihn zu der gewünschten Partitionierung zu führen.
Remote-Installation ohne VNC
Mit der Umstellung auf einen web-basierten Installer entfällt auch die Notwendigkeit zum Einsatz von VNC, wenn es darum geht, eine entfernte Maschine zu installieren, die über keinen Bildschirm verfügt oder physisch nicht erreichbar ist. Ein interessanter Aspekt in diesem Zusammenhang ist Cockpit Client, eine App, die die Verbindung zu Servern per SSH erlaubt und dabei ohne die Webserver-Komponente von Cockpit auf dem Server auskommt. Des Weiteren gibt es Cockpit-Desktop, das einen Webbrowser (webkit) in einem isolierten Network-Namespace startet und damit die Grundlage der neuen Oberfläche darstellt.
Demnächst wird das Steuerungskomitee FESCo über den Vorschlag beraten und entscheiden, ob die Anaconda Web-UI reif genug ist, um in Fedora 39 zu debütieren.