Im Februar 2021, kurz nach der Abkündigung von CentOS führte Red Hat die Red Hat Enterprise Linux Individual Developer Subscription ein, ein kostenloses Abonnement, das es einzelnen Entwicklern ermöglicht, RHEL zusammen mit weiteren Red Hat-Technologien kostenfrei auf bis zu 16 physischen oder virtuellen Rechnern zu nutzen. Wer gerne Böses unterstellt, könnte zu dem Schluss kommen, dass Red Hat damit versprengte CentOS-Anwender näher an Red Hat binden wollte, um sie schlussendlich zu zahlenden Kunden zu machen.
Edit: Die Red Hat Developer Subscription for Individuals gibt es bereits seit 2017. Seit 2021 dürfen die 16 Entitlements auch für Produktion genutzt werden. Ich bitte, den Fehler zu entschuldigen.
Duplizität der Ereignisse
Vor wenigen Tagen wurde still und leise die Nutzung dieses generell lobenswerten kostenlosen Subskriptionsmodells von 16 auf 240 Rechner angehoben. Wie ich soeben aus berufenem Munde erfuhr, handelt es sich um einen zur Unzeit aufgetretenen Bug bei Red Hat, der in den nächsten Tagen korrigiert wird, was die erlaubten Entitlements wieder auf 16 zurückführt. Was mich daran stört, ist die Duplizität der Ereignisse. Man schränkt erst die Freiheit ein und wirft an anderer Stelle den Betroffenen etwas hin. Wer da keine Agenda hinter sieht, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Für mich erscheint es so, als solle damit den Klonen von Rocky Linux und AlmaLinux zusätzlich der Wind aus den Segeln genommen werden.
In den Kommentaren zu meinem gestrigen Artikel Gewinner und Verlierer nach Red Hats Coup wurde die Möglichkeit in den Raum gestellt, Rocky und Alma könnten doch über diese kostenfreie Subskription an den Quellcode gelangen. Red Hat erklärt bereits im Vorfeld, dass sie dies nicht dulden wollen und entsprechend genutzte Accounts kündigen könnten.
Alles legitim und legal
Natürlich ist alles, was Red Hat mit CentOS und nun mit den RPM-Quellen getan hat, ihr gutes Recht und völlig legal. Nur hat es in meinen Augen nichts mehr mit dem früheren Open-Source-Geist von Red Hat zu tun. Der letzte Funke davon erlosch für mich spätestens mit dem Verkauf an IBM. Schade drum.
Ich bin niemand, der Unternehmen vorwirft, dass sie mit Open Source Geld verdienen. Ganz im Gegenteil, denn Red Hat hat immens viel an Innovation zu Linux, wie wir es heute kennen, beigetragen. Ohne ausreichende Einnahmen wäre das in der Form nicht möglich. Schade nur, dass man sich nun so sehr dem Diktat des Geldes unterwirft. Für mich ist damit die Glaubwürdigkeit dahin. Mehr soll dazu von meiner Seite hier im Blog auch nicht geschrieben werden.
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