Lioh Möller

Interview: Lioh Möller

Vor einigen Tagen habe ich über das Projekt SpaceFun berichtet und ein Interview dazu versprochen. Hier ist es.

Hallo Lioh, magst du den Lesern kurz mitteilen, wer du bist, was du beruflich machst und was deine Verbindung zu Freier Software ist?

Lieber Ferdinand, zunächst vielen Dank für die Einladung zum Interview. Als Künstlerin bin ich bereits früh an Computern interessiert gewesen und habe meine ersten Experimente mit dem C64 gemacht. Der Amiga war auch toll, doch PCs mit MS-DOS haben mich total enttäuscht. Dann habe ich über einen lokalen Computerclub das Betriebssystem Linux entdeckt. Das war damals Slackware und S.u.S.E auf ganz vielen Disketten. Wir haben Stunden damit verbracht, die Cirrus Logic Grafikkarte mit dem X Server ans Laufen zu bekommen. Natürlich war das total frustrieren, doch als es dann geklappt hat, war ich richtig stolz. Da hat mich das Fieber für Freie Software gepackt und seitdem bin ich mit dabei. Slackware bin ich treu geblieben und biete unter anderem mit dem Linux-Kurs auch Einsteigern die Möglichkeit, sich in die Distribution einzuarbeiten. Das ist natürlich viel schwieriger als sich ein Ubuntu zu installieren, aber auf dem Weg zum eigenen Desktop lernt man unheimlich viel.

Wir haben bei LinuxNews letzte Woche dein Projekt SpaceFun vorgestellt. Was war der Auslöser für dieses Projekt?

Was wir heute im Linux-Bereich vorfinden, ist oftmals viel steriler und aufpolierter als damals. Es funktioniert viel out-of-the-box, aber der Charme, den auch die Ecken und Kanten haben, ist leider etwas verloren gegangen. Mit SpaceFun möchte ich einerseits den Spaß und Entdeckergeist der frühen Goldgräberstimmung wiederbeleben und andererseits ein Betriebssystem für ältere Computer anbieten. Ich besitze selbst noch einen Eee-PC. Vielleicht erinnern sich noch einige daran? Die als Netbook bezeichnete Geräteklasse ist mittlerweile fast gänzlich vom Markt verschwunden. Ich fand es immer praktisch und verwende es selbst gerne auf Reisen oder wenn ich unterwegs bin. Dafür wollte ich etwas bereitstellen, was zum Ausprobieren einlädt und sich dennoch auch für die tägliche Nutzung gut eignet. Und natürlich hat wie fast alles aus meiner Feder auch SpaceFun einen Hauch von einem Kunstprojekt.

Du schreibst, SpaceFun sei eher ein Debian Blend als eine eigenständige Distribution. Was ist ein Debian Blend und wie wird er erstellt?

SpaceFun ist eigentlich gar keine richtige Distribution. Ich nutze Live-Build aus dem Debian Projekt zur Erstellung angepasster Medien. Dank Calamares kann das System bei Bedarf auch installiert werden. Was auf der Festplatte landet, ist allerdings letztendlich ein pures Debian mit einer guten Vorkonfiguration. Es steht wahlweise eine Stable-Version auf Bookworm Basis, oder ein Rolling-Release auf Basis von Sid zur Verfügung.

Wem würdest du SpaceFun empfehlen und warum?

Allen, die Lust haben, Linux wirklich zu entdecken. Es eignet sich gut für ältere Hardware und bietet eine tolle Auswahl an Softwareperlen. Diese habe ich übrigens nicht allein zusammengestellt, sondern gemeinsam mit der Community. Es kommen auch fortlaufend neue Programme dazu, wie kürzlich beispielsweise YouPlay von Ralf Hersel und Paul. Ein Programm, mit dem man einfach Musik über YouTube anhören kann.

Hast du weitere Pläne mit SpaceFun oder willst du uns etwas zu vergangenen oder künftigen Projekten erzählen?

Neue Versionen von SpaceFun werden regelmäßig gebaut. Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich mehr Menschen in unserer kleinen aber feinen Community einfinden würden. Mich interessiert besonders, wie sich das Rolling System über die Zeit verhält. Ich habe ähnliche Lösungen bereits selbst länger im Einsatz und festgestellt, dass es auch dann noch gut funktioniert, wenn man für längere Zeit keine Updates eingespielt hat. Aber auch falls mal etwas nicht mehr funktionieren sollte, stehen wir natürlich mit Rat und Tag zur Seite.

Vielen Dank an Lioh für das Interview und viel Fun in Space 🙂

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