Vor wenigen Tagen konnten wir über die lang erwartete Verfügbarkeit von Farbmanagement in einer Plasma 6 Wayland-Sitzung berichten. KDE-Entwickler Xaver Hugl implementierte die häufig nachgefragte Funktionalität im Fenstermanager KWin. Dabei fiel auch gleich Code für eine weitere von vielen vermisste Technik ab. Es geht um HDR, was für High Dynamic Range steht und Bilder mit hohem Kontrastumfang beschreibt.
HDR bisher in Distributionen Fehlanzeige
Smartphone-Kameras beherrschen über die Software diese Technik schon lange, bei der ein Bild aus einer Belichtungsreihe mit unterschiedlichen Werten zusammengesetzt wird. Auch bei Computergrafik, beim Gaming und im Medizinbereich spielt HDR zunehmend eine Rolle. Aktuelle Grafikkarten unterstützen das hardwarebasierte Echtzeitrendern, auch als HDRR bekannt, mit hohem Dynamikumfang. Fernseher und PC-Displays benötigen zur Darstellung Unterstützung für HDR und WCG (Wide Color Gamut).
Komplexes Themengebiet
Hugl beschreibt auf seinem Blog ausführlich, was Farbmanagement und HDR sind und wie sie in KWin gelandet sind. Mit dem jetzigen Entwicklungsstand sollen sich initial HDR-Inhalte von Computerspielen darstellen lassen. Der Weg bis hierher war lang. Bereits 2017 wurde HDR-Support erstmals im Kernel eingeführt. Im Jahr 2020, nachdem mit Linux 5.3 die Implementation im Kernel komplett war, machte es sich Collabora- Entwickler Pekka Paalanen zur Aufgabe, Farbmanagement und HDR in Wayland per Protokollerweiterung in Wayland einzuführen. Erst damit können Desktop-Umgebungen HDR unterstützen. X11 beherrscht zwar Farbmanagement, HDR bleibt aber unter Linux vermutlich Wayland vorbehalten.
Auch GNOME ist auf dem Weg
Mit dem Code, der jetzt in KWin gemerged wurde, ist es aber bei Weitem nicht getan. Es wird zusätzlich neben einem unterstützten Display ein aktueller Build von Valves SteamOS-Compositor Gamescope ebenso benötigt wie der Vulkan Wayland HDR WSI Layer. Probleme gibt es derzeit noch bei Spielen, die das Parsen der EDID voraussetzen, was außerhalb von Gamescope bisher nicht funktioniert. Bei GNOME gibt es seit März 2023 ebenfalls experimentellen Code für HDR, meines Wissens aber noch keine nutzbare Umsetzung.