Nicht immer stand es in den letzten zehn Jahren gut um Thunderbird, den bereits seit 2003 entwickelten E-Mail-Client der Mozilla Foundation. 2012 bezeichnete Mozilla-Vorstand Mitchell Baker die Software als ausentwickelt und wollte den Client bei Mozilla ausgliedern, um sich mehr auf Firefox OS und andere Projekte konzentrieren zu können.
Harte Jahre
Das Entwicklerteam bei Mozilla wurde aufgelöst, die Infrastruktur sollte aber freien Entwicklern weiterhin zur Verfügung stehen. Seit 2017 ist Thunderbird technisch unabhängig von Mozilla und konnte aufgrund zunehmender Spenden vier Entwickler fest einstellen. Seit 2020 wird Thunderbird von dem unabhängigen Tochterunternehmen MZLA Technologies weiterentwickelt.
In den Jahren seit 2012 stand Thunderbird auf tönernen Füßen, die Entwicklung stockte und die Zukunft war des Öfteren ungewiss. Dass diese Zeiten nun vorbei sind, belegt der erste Finanzbericht des neuen Marketing-Managers Jason Evangelho, den einige vielleicht von seinen Linux-Artikeln für Forbes, als Podcaster oder als YouTuber kennen.
Finanzbericht 2021
Evangelho fasst in einer seiner ersten Veröffentlichungen für seinen neuen Arbeitgeber den Finanzbericht 2021 zusammen. Demnach hat Thunderbird im letzten Jahr fast 2,8 MIO. USD fast ausschließlich aus Spenden eingenommen. Das ist eine Steigerung um 21 % gegenüber 2020 und mehr als das Doppelte der Einnahmen von 2018.
Thunderbird 102
Die Ausgaben für 2021 betrugen rund 2 MIO. USD, wobei 78,1 % auf Personalkosten entfielen, denn MZLA Technologies beschäftigt mittlerweile 20 Angestellte, weitere Mitarbeiter werden gesucht. Ende 2021 verblieben über 3,6 MIO. USD auf der Bank. Somit hat Thunderbird derzeit ein gutes Fundament, was sich auch in Thunderbird 102 ausdrücken soll, der noch im Juni erscheinen soll. Die neue Version wird ein lange gefordertes neues Adressbuch aufweisen, welches das vCard-Format unterstützt. Die neue Symbolleiste Spaces am linken Seitenrand soll den Wechsel zwischen den verschiedenen Aktivitäten in der Anwendung erleichtern und kann bei Platzmangel auch als Tab dargestellt werden.
Eine neue Art, um Links zu teilen, stellen die Link Preview Cards dar. Damit wird der Empfänger visuell besser informiert, worum es in dem Link geht. Die Neugestaltung des Nachrichtenkopfes hebt wichtige Informationen besser hervor. Nicht zuletzt wird Thunderbird 102 nun auch das Matrix-Protokoll in der Abteilung Chat unterstützen.
Thunderbird Mobile
Überdies steht erstmals eine Android-App namens Thunderbird Mobile auf dem Zettel der Entwickler. Die Planung für Thunderbird 114, der 2023 erscheinen wird, sieht eine überarbeitete Benutzeroberfläche vor, die intern unter dem Codenamen Supernova entwickelt wird. Dabei kehren unter anderem die farbigen Icons zurück in den E-Mail-Client.