KDE Plasma 5.27

Wayland als Standard mit KDE Plasma 6

Die KDE-Entwickler haben bereits vor einiger Zeit entschieden, dass Plasma 6 mit Wayland als Standard-Sitzung ausgeliefert wird. Wer X11 bevorzugt, kann diese Option beim Anmelden einer neuen Sitzung weiterhin auswählen. Die Verantwortlichen für den KDE-Spin bei Fedora, allen voran Neil Gompa, beabsichtigen sogar, X11 mit Fedora 40 im Frühjahr 2024 ganz fallen zu lassen. Die KDE-Entwickler sind überzeugt, dass sie bis zur Veröffentlichung von Plasma 6 Ende Februar 2024 die wichtigsten Baustellen bei Wayland beseitigen können.

Warum dauert das so lang?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich anschauen, was die Unterschiede zwischen X11 und Wayland sind. X11 bietet selbst nur das Erstellen primitiver Formen und Text an, darüber hinaus ist der Fenstermanager der Desktop-Umgebung für das Platzieren von Fenstern und das Zeichnen von Fensterdekorationen wie Titelleisten und Rahmen zuständig. Unter Wayland sind die Funktionen des Anzeigeservers und des Fenstermanagers im jeweiligen Wayland Compositor zusammengefasst. Beim von X11 verwendeten Client-Server-Modell wird die Kommunikation standardmäßig nicht verschlüsselt. Die sicherheitskritische Kommunikation zwischen den beiden Teilen ist bei Wayland hinfällig. Wie bisher kann jeder Client seine eigenen Fensterdekorationen zeichnen oder sie vom Compositor zeichnen lassen.

Leichtgewichtiges Protokoll

Wayland ist ebenfalls ein Satz von Protokollen, die regeln, wie ein Compositor Dinge auf dem Bildschirm zeichnet und wie Anwendungen mit der Infrastruktur des Compositors interagieren. Bei Wayland werden die Funktionen des Displayservers und des Fenstermanagers im Wayland Compositor (libwayland-server) zusammengefasst, wodurch die Kommunikation der beiden, wie bereits erwähnt, entfällt. Wayland ist ziemlich minimal und die meiste Funktionalität musste clientseitig nachgerüstet werden.

Jeder Compositor für sich

Wayland verringert die Latenz, verbessert die Sicherheit und bietet eine bessere Leistung als X11. Wayland unterstützt aus Sicherheitsgründen nicht die von X11 bekannte Netzwerktransparenz, die Funktionen wie Screen Recording und Screen Casting erleichtert. Solche Funktionen müssen unter Wayland durch Protokollerweiterungen seitens der Desktop-Umgebung (libwayland-clients) erfolgen, was die Implementierung des Protokolls zeitlich in die Länge zieht, da jeder Compositor – in der Regel der Fenstermanager der Umgebung – fehlende Funktionalität erneut einbauen muss. Andererseits destabilisieren eingebaute Funktionen nicht andere Compositoren.

Gut aufgestellt

Für KDE ist die Arbeit an Plasmas Fenstermanager KWin größtenteils abgeschlossen. Was noch aussteht, ist die Farbkalibrierung bei Displays, woran aber bereits gearbeitet wird. Auch Besitzer älterer Nvidia-Grafikkarten mit Legacy-Treibern berichten teilweise noch über Probleme. Aber das ist kein Problem, das KDE lösen kann.

Bei mir läuft Wayland mit KDE Plasma auf zwei Notebooks (Intel iGPU) mit siduction und Tuxedo OS seit rund sechs Monaten völlig problemlos. Auf der Workstation musste ich vor einigen Tagen zunächst zurück zu X11, da AnyDesk weiterhin nicht mit Wayland klarkommt und RustDesk in dem Fall keine Option war. Mir scheint, KDE ist für die sechste Inkarnation des Plasma-Desktops mit Wayland gut aufgestellt.

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