Xfce 4.20

Xfce 4.20: Wayland-Unterstützung und noch viel mehr

Am 2. Dezember erschien Xfce 4.20 pre2, am vergangenen Wochenende wurde nun planmäßig nach rund zwei Jahren die stabile Version Xfce 4.20 freigegeben. Der Hauptfokus bei der Entwicklung lag auf der Vorbereitung der Codebasis für die Unterstützung von Wayland. Auch das Artwork ist neu, es gab viele Einreichungen zum Xfce4.20 Wallpaper Contest.

Wayland experimentell

So bringt Xfce 4.20 experimentelle Unterstützung für Wayland in den meisten Komponenten, ohne dass sie dazu auf XWayland angewiesen sind. Eine Liste der bereits unterstützten und der bisher nicht unterstützten Komponenten sowie eine Anleitung zur Verwendung von Compositoren findet ihr in der Wayland-Roadmap. Während ein nativer Compositor für Xfce bislang nicht in Sicht ist, empfehlen die Entwickler derzeit Labwc und Wayfire für diese Aufgabe. Die Entwickler weisen darauf hin, dass es noch zu Fehlern und unvollständigen Funktionen kommen kann. Die Unterstützung für X11 bleibt erhalten und kann bei Problemen zwischen Hardware und Wayland weiterhin genutzt werden.

Arbeiten an Xfwm4

Im Rahmen der Entwicklung wurde die neue Xfce-Bibliothek libxfce4windowing eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Abstraktionsbibliothek, die Fensterkonzepte auf eine vom Fenstersystem unabhängige Weise darstellen soll. Es gibt Pläne, Xfwm4 um Wayland-Unterstützung zu erweitern, während die bestehende X11-Funktionalität erhalten bleibt. Eine solche Umstrukturierung ist ein großer Aufwand, und es lässt sich bisher nicht sagen, ob und wann die Arbeiten daran abgeschlossen sein werden. Defizite gibt es noch bei Screenshots, die derzeit nur als Vollbildaufnahmen möglich sind, sowie bei einigen fehlenden Einstellungsdialogen in xfce4-settings für Maus und Tastatur, die derzeit nur in X11 verfügbar sind.

Weitere Verbesserungen

Neben der Unterstützung für Wayland haben die Entwickler auch vielfältige Verbesserungen in anderen Bereichen erreicht. Dazu zählt unter anderem die lang ersehnte korrekte Skalierung von Symbolen und Thumbnails auf hochauflösenden Hi-DPI-Displays. Der Standard-Dateimanager Thunar friert dank einer Reorganisierung des Codes bei der Dateiverwaltung auch in Verzeichnissen mit sehr vielen Verzeichnissen nicht mehr ein. Zudem erhielt Thunar einige neue Buttons in der Werkzeugleiste. Dazu gehören ein Button zum Umschalten der Ansicht zwischen Icon View, List View und Compact View sowie ein Schalter für einen neuen Tab oder ein neues Fenster mit dem aktuellen Verzeichnis.

Thunar massiv aufgewertet

Neu ist auch eine Option zur Verwendung von clientseitigen Dekorationen (CSD) in Thunar.

Die Kopf- und die Seitenleiste können nun einfarbige symbolische als auch farbige Icons darstellen.

Ähnlich wie das Seitenfenster der Baumansicht unterstützt jetzt auch die Hauptansicht die Erweiterung von Ordnern. Das Panel und der Appfinder erfuhren ebenfalls Verbesserungen. Beim Panel ist die Rahmenbreite anpassbar, der Appfinder erlaubt mit neuen Funktionen ein effizienteres Durchsuchen der Anwendungen. Die Liste der Anwendungen lässt sich jetzt auch mittels [Ctrl+N] und [Ctrl+P] Tasten bedienen. Zudem kann der Appfinder optional als Daemon gestartet werden, sodass er noch schneller auf Anfragen reagiert.

Weitere Änderungen dieser gelungenen neuen Version von Xfce sind in einer umfangreichen Xfce 4.20 Tour auf der Webseite zusammengefasst.

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7 Kommentare

  1. Ich benutze schon viele Jahre mit verschiedenen Distros Xfce und bin damit sehr zurieden : nicht überladen, gut einstellbar und schnell sowieso.
    Nach dem Update gestern hatte ich allerdings zum ersten Mal ein wirklich neviges Problem. Die Labels der Icons wechslten ständig den Hintergrund, und weiß auf dunklem Desktop finde ich eh nicht toll. Abhilfe ist aber sehr einfach – und überlebt auch den Neustart.
    Falls es jemanden interessiert, ich habs hier zusammengeschrieben (auch damit ich es nicht für jeden Rechner wieder neu ausprobieren muss) :
    https://klabautermann-software.de/help/xfce.html#desktop_damage

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  2. Mitunter kann man immer mal den Eindruck gewinnen, dass das Xfce-Projekt nur noch halbtot dahinsiecht oder jedenfalls von der schnellen Entwicklung in anderen Bereichen abgehängt zu werden droht. Umso mehr freut es mich, wenn der doch recht umfangreiche Changelog für 4.20 davon zeugt, dass immer noch sehr viel Leben in diesem sympathischen Projekt steckt und Xfce weiterhin relevant bleibt. Aber eben so, wie Xfce selbst ist: ohne viel Firlefanz und großes Getöse, es zählt das Ergebnis.

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    1. Warum sollte man den Scheiss, den einen Firmenabhaengige Distros vorgeben wollen mit machen?

      Und totsagen hat bei Linux noch nie was gebracht: WM wie icewm, WindowsManager, CDE und viele andere aus den 90ern gibt es immer noch und erfeuen sich ihrer Beliebtheit.

      Was ist “relevant” bleiben? Wernn man sich bei den Firmendistros anbiedert etc?

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      1. Naja, kein Grund Fronten aufzumachen und Giftpfeile zu verschießen. Mit relevant bleiben meinte ich auch nur, dass Xfce kein übergebliebenes Relikt ist, das seine besten Tage längst hinter sich hat. Da bin ich also gar nicht so weit von deinem Standpunkt entfernt. Die Schlagzeilen zum Thema Desktop werden zweifelsohne von den beiden Platzhirschen bestimmt. Ob das für sich genommen ein Kriterium für Qualität, für Firmen- oder Nichtfirmendistro oder überhaupt irgendwie von Belang ist, glaube ich allerdings auch nicht.

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    2. Der Eindruck täuscht. Andere, grössere Desktop-Umgebungen haben meistens mehr Entwickler und setzen oftmals Änderungen schneller und drastischer durch, wie sich in der Vergangenheit oftmals gezeigt hat. Ob diese Änderungen sinnvoll sind, dürfen später die User entscheiden, allerdings sind diese Desktops “präsenter” in ihrer Aussendarstellung und implizieren dadurch mehr “Wichtigkeit”.
      XFCE braucht das nicht, es steht für sich selbst, eben ohne Getöse. Und das ist auch gut so, dann kann man sich auf seine Stärken konzentrieren, ohne jedesmal ein neues Rad erfinden zu müssen. Ok, Wayland ist ne harte Nummer, ich persönlich brauch es (noch) nicht, aber dass wird sich irgendwann ergeben. Und dann gehe ich doch davon aus, dass XFCE bereit steht und mir meine gewohnte Umgebung bietet ohne Schmerzen und Tränen ;-).

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