Zwiespältig: Gnoppix 22.12

Den Namen »Gnoppix« hatte ich bis vor wenigen Tagen für viele Jahre nicht gehört und die dahinterstehende Distribution völlig vergessen, was vermutlich zum Teil auch daran liegt, dass ich kein Freund der Desktop-Umgebung GNOME bin. Nun ist Gnoppix also wieder da, wenn auch mit neuem Konzept.

Im Jahr 2003 erschien die erste Ausgabe der Gnoppix Live-CD und war als Ergänzung zu dem im Jahr 2000 erstmals veröffentlichten Knoppix konzipiert, halt mit GNOME als Oberfläche. Als Basis diente damals Debian GNU/Linux 3.0 »Woody«. Das Projekt wurde allerdings 2005 mit Version 2.12 bereits wieder eingestellt.

GnoppixNG

Dass Gnoppix im Jahr 2021 als GnoppixNG wieder neu aufgelegt wurde, ging an mir völlig vorbei. So wie es aussieht, kam am Anfang KDE Plasma zum Einsatz. Jetzt liegt mit Gnoppix 22.12 eine neue Version der Distribution vor. Entwickler ist immer noch Andreas Müller, das Konzept hingegen ist ein anderes.

Gnoppix basiert heute auf Kali Linux und übernimmt einige Tools und Configs daraus. Als Basis dienen Kernel 6.0 und GNOME 43.2. Der Desktop wird von Hause aus mit einem guten Dutzend GNOME-Erweiterungen unterstützt. Für erhöhte Sicherheit sind Tools wie etwa der Webscanner Nikto sowie unter anderem Firetools und Firejail mit an Bord. Alle Änderungen und neuen Tools sind den Release Notes zu entnehmen.

Den Anspruch auf Sicherheit und Anonymität untermauert die Webseite so:

Gnoppix schützt Sie vor Überwachung und Zensur. Gnoppix verschlüsselt die Kommunikation und gibt Ihre Daten nicht weiter … Gnoppix wird mit mehreren selbst entwickelten Anwendungen ausgeliefert, die alle mit Blick auf die Sicherheit vorkonfiguriert sind, der gesamte Datenverkehr wird anonymisiert. Gnoppix wird mit einer Auswahl von Anwendungen geliefert, um sensible Dokumente zu bearbeiten und sicher zu kommunizieren. Alles in Gnoppix ist sofort einsatzbereit und hat sichere Standardeinstellungen.

gnoppix.com

Calamares

Gnoppix 22.12 ist als Live-Image mit Installer ausgelegt. Den Job übernimmt das Calamares Installer Framework. Gleich zu Anfang wurde ich informiert, dass ich mindestens 50 GByte zur Verfügung stellen muss. In Proxmox ließ sich Gnoppix trotzdem nicht installieren, da der Installer nach dem Klick auf Installieren jedes Mal einfror. Weiter bin ich dem nicht nachgegangen. Falls Andreas Müller hier mitliest, kann er sich gerne äußern, warum 50 GByte nötig sind und warum sich Gnoppix unter Qemu nicht installieren lässt.

Warum Microsoft Edge?

Die Software-Auswahl bringt von allem etwas und davon viel, was zu einer Gesamtgröße von 3,7 GByte beiträgt. Als Browser ist neben Firefox auch Microsoft Edge mit an Bord. Aus gleichem Hause wird neben Signal auch die Chat-Plattform Teams ausgeliefert. Wer keine Repository-Einträge von Microsoft mag, sollte hier hellhörig werden. Die vorbereitete Installation von Steam wird die Gamer freuen.

Andreas Müller schreibt zur Ausrichtung von Gnoppix:

Gnoppix ist eine Rolling Release Distribution, entwickelt für Penetrationstests und Reverse-Engineering mit Schwerpunkt auf Webanwendungen. Es ist optimiert, um Ihre digitalen Rechte zu schützen. Mit dem Schwerpunkt auf Sicherheit kann es natürlich auch als normaler Desktop verwendet werden.

gnoppix.com

Bei mir hinterließ Gnoppix 2022.12 nach einer zugegeben kurzen Testphase von einer Stunde einen eher zwiespältigen Eindruck. Ich kann mich nicht entscheiden, für wen die Distribution letztlich sein soll. Für mich fehlt dem Neuanfang inhaltlich und optisch noch eine klare Ausrichtung.

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