Ich erhielt vor einiger Zeit eine E-Mail mit einer Frage von Dirk, einem Leser dieses Blogs. Auszugsweise hieß es in der Mail:
Der Paket-Maintainer von util-linux hat recht willkürlich das äußerst nützliche “rename” aus Debian’s util-linux entfernt (Debian-Bug-Report #926637), was zu sehr viel Unverständnis bei etlichen Benutzern geführt hat, auch bei mir (Debian-Bug-Report #982944). Der Paket-Maintainer reagiert überhaupt nicht auf die Kritik. Nun würde ich das gerne in der Debian-Paket-Entscheidungshierarchie eine Etage höher vorbringen, weiß aber nicht wo am besten, und ob ich da bestimmte Regeln beachten muss.
Ich riet Dirk, sich in diesem Fall einer willkürlichen Entfernung an das CTTE zu wenden, Debians technischen Ausschuss, der bei technischen Fragen die letzte Instanz darstellt. Dort wurde neben vielen anderen Streitfragen vor Jahren auch die Entscheidung pro Systemd getroffen. Heute erhielt ich erneut Post von Dirk mit der erfreulichen Nachricht, dass er als reiner Endnutzer von Debian Erfolg mit seinem Anliegen hatte.
Ich möchte euch die Mail nicht vorenthalten, da sie ein Beleg dafür ist, dass Freie Software funktioniert.
Hallo Ferdinand,
…
Ich hatte Dich doch Anfang letzten Jahres gefragt, was man gegen eine
willkürliche Entscheidung des Debian Package-Maintainers unternehmen
kann, der das Programm “rename” aus dem linux-utils-Paket einfach
entfernt hatte, weil er es dort offensichtlich nicht haben wollte, es
aber auch nicht in ein anderes Paket verschoben hatte. Du hattest mich
dann auf das Debian Technical Committee (CTTE) hingewiesen. Dort habe
ich tatsächlich diesen Fall gemeldet und darum gebeten, dass das CTTE
diesen Vorgang einmal überprüft und eventuell rückgängig macht
(https://bugs.debian.org/cgi-bin/bugreport.cgi?bug=1003653). Das hat
dann zu einer erstaunlich langen Diskussion geführt, auch mit dem
Package-Maintainer, bei dem sich unter anderem auch Russ Albery
eingeschaltet hat. Nach ca. 3 1/2 Monaten (!) Diskussion wurde dann die
Entscheidung des Package-Maintainers tatsächlich außer Kraft gesetzt
(override), und er musste “rename” als “rename.ul” wieder ins
linux-utils-Paket aufnehmen (es gibt noch ein Perl “rename” mit deutlich
anderer Syntax). Der Package-Maintainer hat sich dann noch ein gutes
halbes Jahr Zeit gelassen, bis er wieder “rename.ul” in das
linux-utils-Paket aufgenommen hat – ich vermute, er war beleidigt.^^Nochmals herzlichen Dank für Deinen Hinweis! Ich muss auch sagen, dass
ich ziemlich beeindruckt bin, wie das CTTE mit meiner Anfrage umgegangen
ist. Das hat meine persönliche Präferenz für Debian gegenüber anderen
Linux-Distributionen, die ich ausprobiert habe, nur noch verstärkt. 🙂
Da kann ich nur sagen: Ende gut – Debian gut.