Wer erinnert sich noch an ReiserFS? Das Dateisystem hatte seine besten Zeiten in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts. Besonders SUSE, aber auch andere Distributionen nutzten damals das mit Linux 2.4.1 in den Kernel aufgenommene Full-Journaling-Dateisystem. Bei openSUSE und SUSE Linux war es zeitweise Standard, SUSE förderte die Entwicklung von ReiserFS 3. Der spätere Btrfs-Erfinder Chris Mason arbeitet zu der Zeit für SUSE an ReiserFS.
Entfernung vorbereitet
Derzeit ist Reiser4 noch im Kernel unterstützt, jedoch seit Linux 5.18 im letzten Jahr bereits als veraltet markiert. Mit dem derzeit in Entwicklung befindlichen Linux 6.6 wird es als überflüssig gekennzeichnet sein und somit die Entfernung aus dem Kernel in den nächsten zwei oder drei Jahren eingeleitet.
Dancing Trees
ReiserFS, das hauptsächlich für LVM und RAID genutzt wurde, bot durch die Verwendung des B-Baum-Models »Dancing Trees« Vorteile bei der Verarbeitung vieler kleiner Dateien, weshalb es vielfach von Entwicklern verwendet wurde. Dabei werden die Daten nicht zunächst in das Journal und anschließend in das Dateisystem geschrieben, sondern bis zum Abschluss eines Vorgangs in einem »wandernden Journal« an der vorgesehenen Stelle im Dateisystem vorgehalten und erst am Ende geschrieben.
Lebenslang in Haft
Am Niedergang von ReiserFS war nicht nur Btrfs schuld, sondern mehr noch die tragischen privaten Umstände um Entwickler Hans Reiser, der 2008 in den USA wegen der Ermordung seiner Ehefrau zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. Eine Freilassung auf Bewährung wurde 2020 abgelehnt. Ende 2019 stellte der ehemals in Reisers Firma Namesys angestellte Edward Shishkin Reiser5 vor, dessen Entwicklung sehr langsam voranschreitet. Eine Aufnahme von Reiser5 in den Mainline-Kernel ist derzeit nicht absehbar.
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