Zum Jahresbeginn erschien mit Vanilla OS 22.10 Kinetic die erste Ausgabe eines neuen Projekts zur Entwicklung einer unveränderlichen Distribution, die viele Vorschusslorbeeren erhielt und damit viele Entwickler anlockte. Initiiert wurde Vanilla OS von Mirko Brombin, bekannt unter anderem durch die App Bottles und von Luca di Maio, dem Entwickler hinter Distrobox.
Erste Alpha
Jetzt wurde eine erste Alpha-Version von Vanilla OS 2 »Orchid« freigegeben, um Testern die Möglichkeit zu geben, Fehler zu finden und Feedback abzugeben. Seit der ersten Ausgabe von Vanilla OS wurde bei den Funktionen kaum ein Stein auf dem anderen gelassen und der Unterbau von Ubuntu auf Debian Sid verlagert. Um die Unwägbarkeiten eines Rolling Release-Modells etwas abzumildern, wird Vanilla OS nur eine Teilmenge des riesigen Debian-Archivs als Kern des Systems abbilden.
Neuer Installer
Während die erste Version bei der Installation keine Optionen zur Partitionierung bot, erlaubt es die manuelle Partitionierung des hauseigenen, in Go geschriebenen Installers Albius nun, das Betriebssystem auch auf mehreren Festplatten zu installieren, etwa die Boot- und Root-Partition auf einer Festplatte und /var, auf der bei Vanilla OS sämtliche Anwenderdaten liegen, auf einer anderen. Dabei kann /var separat verschlüsselt werden.
Der Installer, der auch in anderen Distributionen genutzt werden kann, verwendet entweder Squashfs oder OCI-Images für die Verteilung des Basissystems. Es wurden zudem Wiederherstellungsoptionen hinzugefügt, die es ermöglichen, das Live-ISO als Rettungs-Image für eine bestehende Installation zu verwenden.
Das Dateisystem
Die Kernkomponente ABRoot herrscht über zwei je 20 GByte große als A und B bezeichnete Partitionen. Sie enthalten ein jeweils identisches, mit Btrfs partitioniertes Root-Dateisystem, das die Kernanwendungen beherbergt. Das System schaltet zur Laufzeit die jeweils aktive Partition auf schreibgeschützt. Deswegen setzt Vanilla OS auch mindestens 50 GByte freien Platz auf der Platte voraus.
Atomic Updates
Die Installation von Upgrades findet auf der jeweils inaktiven und somit beschreibbaren Root-Partition statt. Beim nächsten Reboot wird diese Partition zum aktiven System. Geht dabei etwas schief, hängt Vanilla OS die vorher aktive Partition wieder ein. Als Vorbild dienten hier Android und Chrome OS, wo dieser Kniff bereits seit Längerem klaglos funktioniert.
Mit ABRoot2 wurde dieser Ansatz noch verfeinert, indem es neben dem nach der Installation nicht mehr veränderten Master Boot noch eine eigene Boot-Partition pro Root-Partition gibt. Der Master Boot startet ABRoot, das daraufhin im Current Root das System startet. GRUB wird bei Änderungen in der dortigen Boot-Partition geändert, nicht im Master Boot.
APX und Vib
Der Paketmanager APX ermöglicht es ohne viel Aufwand, auch Pakete von Fedora, Alpine, openSUSE, Void Linux, dem AUR von Arch Linux und seit Kurzem auch aus den Repositories von Nix zu installieren. Durch die Verwendung von OCI-Images und dem neuen Vanilla Image Builder (Vib) ist der Anwender in der Lage, mithilfe von Recipes und Modules Änderungen wie etwa eine andere Desktop-Umgebung abseits von Standard-GNOME oder andere Kern-Pakete zu definieren und in ein Image zu packen.
Viele weitere Neuerungen von Vanilla OS 2 vermittelt ein Devlog vom Juni oder der Vortrag von Pietro di Caprio auf der GUADEC-Konferenz im Juli. Nicht alle vorgesehenen Funktionen von Vanilla OS 2 sind bereits in der Alpha enthalten oder voll funktionsfähig. Wer sich die Alpha-Version, die durchaus gut funktioniert, anschauen möchte, muss in einem GitHub-Konto angemeldet sein und kann dann das Image herunterladen.