Vor knapp einem Monat warf ich bereits einen Blick auf die Neuerungen, die mit Ubuntu 23.10 »Mantic Minotaur« zu erwarten sind. Das zweite Interims-Release dieses Jahres erscheint am 12. Oktober.
Die Basis bildet, wie bereits berichtet, Kernel 6.5. Bei meiner damaligen Einschätzung, für das am 20. September erscheinende GNOME 45 sei es zu spät, war ich wohl zu pessimistisch. Diese Option gilt mittlerweile als gesetzt, auch wenn die Beta in den bisherigen Daily Builds bisher nicht zu finden ist.
Flutter flattert rein
Nicht nur Snaps gelten bei Ubuntu mittlerweile als Standard, dem man sich immer weiter annähert, sondern auch Googles UI-Entwicklungs-Kit Flutter findet mehr und mehr Verwendung. Wurde mit Ubuntu 23.04 »Lunar Lobster« ein neuer Installer auf Flutter-Basis vorgestellt, so bringt Ubuntu 23.10 einen alternativen Ubuntu Store, der ebenfalls auf Flutter fußt. Er wird zu diesem Zeitpunkt das Software Center nicht ersetzen, sondern eher ergänzen und mit neuen Ideen befruchten.
PPAs besser abgesichert
Weitere Änderungen gibt es bei der Absicherung von Personal Package Archives (PPAs). Diese wurden bisher in der Quellenliste geführt und benötigten einen Schlüssel im GPG-Keyring. Mit dem Ende der Unterstützung für apt-key wird künftig auch für PPAs der GPG-Schlüssel in die Quellenliste des externen Repositories selbst eingefügt. Auf diese Weise wird der GPG-Schlüssel nur Pakete aus dem zugehörigen Repository akzeptieren. Damit entsprechen auch PPAs dem DEB822-Format.
Tiling aufgebohrt
Eine weitere, bereits im Vorgängerartikel erwähnte Neuerung ist der Ubuntu Tiling Assistant, der auf der GNOME-Shell-Erweiterung Tiling Assistant basiert. Wenn man in aktuellen Ubuntu-Versionen ein Fenster auf eine Seite des Bildschirms zieht, kann man es auf 50 % der horizontalen Fläche einrasten lassen. So lassen sich zwei Anwendungen gleichberechtigt nebeneinander anzeigen. Dieses Minimal-Tiling wird mit der neuen Erweiterung aufgebohrt.
Mit Ubuntu 23.10 werden seitlich Viertelkacheln möglich. Zudem kann man Fenster als horizontale Halbkacheln an den oberen oder unteren Rand des Bildschirms ziehen, um sie auf 50% des verfügbaren Platzes einzurasten. Unter Einstellungen → Ubuntu Desktop lässt sich der Tiling-Assistent eingrenzen oder deaktivieren. Ziel der Entwickler ist die native Integration in den Desktop, was aber noch einige Release-Zyklen dauern wird. Die Erweiterung kann bereits in den Daily Builds getestet werden.
Bild: Minotaur stencil von duncan cumming | Lizenz: CC BY-NC 2.0.