Nicht nur GNOME kann seinen 25ten Geburtstag feiern, auch Debian feiert heute Geburtstag. Am 16. August 1993 startete der 2015 verstorbene Ian Murdock in der Newsgroup comp.os.linux.development das »Debian Linux Release«. Er leitete das Projekt bis 1993. Es ist nach Slackware die zweitälteste und vermutlich einflussreichste Distribution und ist über seine 29 Jahre immer unabhängig geblieben. Der Name Debian setzt sich aus Debbie und Ian, den Vornamen von Murdock und seiner damaligen Freundin zusammen.
Do-ocracy als Prinzip
Das erste offizielle Release erschien am 17. Juni 1996, trug die Versionsnummer 1.1 und den Codenamen »Buzz«. Dem folgten bis heute 15 weitere Veröffentlichungen, die heute im Abstand von ungefähr zwei Jahren erscheinen und erst veröffentlicht werden, wenn die Entwickler sie für fertig erachten. Das kann sich Debian leisten, da es keinem Unternehmen unterstellt oder angegliedert ist, sondern von der Gemeinschaft der Entwickler nach dem Prinzip der [wiki title=”Do-ocracy”]Do-ocracy[/wiki] geführt wird. das bedeutet soviel wie: Wer aktiv mitmacht, darf auch mitbestimmen.
Nicht immer harmonisch
Das verlängert zwar Entscheidungen oft über Gebühr durch nicht enden wollende Diskussionen. Aber bisher hält Debian an diesem Prinzip trotzt einiger heftiger Krisen, deren letzte die Entscheidung für Systemd brachte, fest. Obwohl prinzipiell alle rund 1.000 Entwickler gleich sind, gab es schon des Öfteren Querelen bis hin zu Machtmissbrauch von Entwicklern in entsprechenden Positionen.
Richtlinien für Freie Software
Debian hat sich bereits früh den Debian-Gesellschaftsvertrag als Regelwerk auf die Fahnen geschrieben, in dem geregelt ist, wie die Debian als freie Software hergestellt, verteilt und betreut wird. Dieser beinhaltet auch die Debian-Richtlinien für Freie Software (DFSG), die Anhaltspunkte dazu geben, welche Software als brauchbar angesehen wird. Ergänzt werden sie durch die Projektverfassung, die die Projektstruktur festlegt, und den nicht unumstrittenen Verhaltenskodex, der den Ton für den Umgang innerhalb des Projekts vorgibt.
Durchgehend Toy Story
Alle Veröffentlichungen von Debian tragen Namen von Figuren des Films Toy Story, so auch das derzeit aktuelle Debian 11 »Bullseye«. Viele Anwender nutzen aber auch einen der anderen Zweige wie Testing oder Unstable aka Sid, was nach dem Jungen benannt ist, dessen Lieblingsbeschäftigung im Film das Zerstören von Spielzeug ist. Früher stimmte diese Analogie durchaus, heute ist das nach dem Rolling-Release-Prinzip operierende Unstable aber relativ zahm und mit ein wenig Linux-Kenntnissen gut zu benutzen.
Mehr als Stable
Dementsprechend gibt es seit Jahren einige Distributionen wie etwa Siduction, VSIDO oder das auf Router und Firewalls spezialisierte VyOS, die Debian Unstable erfolgreich als Basis nutzen. Insgesamt gibt es über 400 Distributionen, die Debian als ihre stabile Basis benutzen. Davon sind derzeit rund 180 aktiv. Darunter sind auch Knoppix, das das Prinzip von Live-CDs populär machte und Ubuntu, das eine Zeitlang die vermutlich am häufigsten genutzte Distribution überhaupt war.
Derzeit findet bei Debian wieder eine für das Projekt richtungsweisende Diskussion über unfreie Firmware auf Debian-ISOs statt. auch wenn es des Öfteren so aussah, dass solche Diskussionen das Projekt zerreißen würden, trat dies nicht ein. Also wünsche ich vertrauensvoll »Happy Birthday« auf die Distribution, die mich seit 20 Jahren begleitet und der ich nie untreu wurde. Auf weitere 29 Jahre Debian!