Ein cooler Meilenstein ist erreicht: Debian, das »universelle Betriebssystem«, feiert seinen 30. Geburtstag! Es ist nach Slackware die zweitälteste und vermutlich einflussreichste Distribution und ist über seine 30 Jahre immer unabhängig geblieben.Seit seiner Gründung im Jahr 1993 hat Debian eine beeindruckende Reise hinter sich und ist zu einer der wichtigsten Distributionen in der Welt der Open-Source-Software geworden. Immerhin hat es Debian bis ins Weltall geschafft!
Ian Murdock
Debian wurde von Ian Murdock ins Leben gerufen, der eine Distribution entwickeln wollte, die auf den Prinzipien der Freiheit, Zusammenarbeit und Offenheit basiert. Der Name »Debian« setzt sich aus den Vornamen von Ian und seiner damaligen Freundin Deborah zusammen. Von Anfang an war das Ziel, ein Betriebssystem zu schaffen, das von der Community entwickelt und unterstützt wird.
Debian Manifest
Die Geschichte begann am 16. August 1993, als Murdock sein selbst konzipiertes System »Debian Linux Release« in der Newsgroup comp.os.linux.development vorstellte. Im selben Jahr noch folgte das Debian Manifest. Die erste stabile Version Debian 1.1 erschien 1996, damals noch von unter 100 Entwicklern zusammengestellt. Das Release trug den Codenamen »Buzz«, ein erster Bezug auf die Figuren aus dem Film-Franchise Toy Story, dem auch heute noch die Codenamen entliehen werden.
Bisher sind weitere 16 Veröffentlichungen hinzugekommen, deren aktuelle Ausgabe den Codenamen »Bookworm« trägt und die am 10. Juni 2023 freigegeben wurde. Das Motto lautet dabei immer noch: Es wird veröffentlicht, wenn es fertig ist. 1997 stimmten bereits rund 400 Entwickler mit dem Debian-Gesellschaftsvertrag einem wichtigen Dokument zu, das seit seinem Bestehen erst zweimal editiert wurde und das unter der Ziffer 1. konstatiert: Debian wird zu 100 % frei bleiben. Gleichzeitig wurden als Teil dieses Vertrags die Debian-Richtlinien für Freie Software (DFSG) beschlossen.
Das universelle Betriebssystem
Was macht Debian so besonders? Debian ist eine Gemeinschaft von Menschen, die ihre Zeit und ihr Fachwissen einbringen, um ihr Betriebssystem zu verbessern. Mich hat immer schon beeindruckt, dass rund 1.000 Entwickler, die bekanntlich nicht immer die einfachsten Zeitgenossen sind, seit nunmehr 30 Jahren ein Betriebssystem am Laufen halten, das nicht nur sehr stabil und sicher ist, sondern auch eine Vielzahl von Architekturen unterstützt, von den gängigen x86- und ARM-Prozessoren bis hin zu exotischeren Systemen wie PowerPC und MIPS. Egal ob Server, Cloud oder Desktop, da ist für jeden etwas dabei.
Nicht immer einfach
Dass es bei so vielen kreativen Köpfen nicht immer friedlich zugeht, sollte auch klar sein. Selbstverwaltung mit so vielen Menschen ist schon eine hohe Kunst, wenn keiner vorne steht und den Takt angibt. So geht es denn des Öfteren auch zu wie bei den sprichwörtlichen Kesselflickern. Unvergessen die Systemd-Wars, auch bei der kürzlich gefällten Entscheidung über unfreie Firmware in den Installationsmedien gab es lange und teils heftige Diskussionen. Am Ende rauft man sich aber immer wieder zusammen, die Unterlegenen akzeptieren ihre Niederlage und Debian geht modernisiert als Sieger daraus hervor. Respekt! Eben Moglen, der Anwalt, der hinter den GNU General Public Licenses steht, bezeichnete das Projekt als ein Beispiel für syndikalistischen Anarchismus in Aktion.
Basis für Derivate
Beeindruckend ist auch die Menge der Derivate, die auf Debian als Basis setzen. Derzeit verlassen sich 122 aktive Distributionen auf Debian, darunter so wegweisende Projekte wie Knoppix oder Ubuntu und viele kleine innovative Distributionen. Zählt man nicht mehr aktive Distributionen hinzu, steigt die Zahl auf 414.
Pakete für jeden Bedarf
Ein weiterer Grund für den Erfolg von Debian ist seine umfangreiche Paketverwaltung. Mit über 51.000 Paketen in seiner offiziellen Softwarequelle bietet Debian eine beeindruckende Auswahl an Anwendungen für jeden Bedarf, der nur von wenigen Distributionen überboten wird. Von Büroanwendungen über Multimedia-Tools bis zu Entwicklungsprogrammen – man findet alles, was man benötigt, um sein System anzupassen und zu erweitern.
Auf die nächsten 30 Jahre
Zum 30. Geburtstag von Debian können wir also nur gratulieren und uns auf die nächsten 30 Jahre freier Software und Innovation freuen. Debian ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie eine Gemeinschaft von Menschen dazu beitragen kann, die Welt der Technologie zu verändern und für alle zugänglicher zu machen. Ohne Debian wäre die Welt freier Software eine gänzlich andere. Happy Birthday, Debian!