Die Thunderbird-Entwickler gaben im Herbst letzten Jahres einen Einblick in die geplante Roadmap, die eine über mehrere Versionen hinweg geplante Erneuerung des E-Mail-Clients an vielen Stellen vorsieht. Dort wurde für Thunderbird 115 unter anderem eine neue Oberfläche versprochen, die Thunderbird in die Neuzeit hebt und die mit einer Unified Toolbar genannten, dynamisch sich anpassenden Toolbar, neu gestalteten Dialogen, Popups, Tooltipps und anderen begleitenden Elementen eine mehr Benutzerfreundlichkeit bringen soll.
Erster Schritt
Ein erster Schritt in dieser Strategie wurde nun mit Thunderbird 115 »Supernova« für Linux, macOS und Windows gegangen. Weitere Schritte sind für die nächsten Jahre bereits in Planung. Die jetzt vorliegende neue Version soll laut Produktmanager Ryan Sipes »eine schöne, solide Grundlage für zukünftige Versionen [sein], die Thunderbird zu einem deutlich besseren E-Mail-Client machen werden«.
Was ist neu?
Am Kopf des Thunderbird-Fensters über der Tableiste gibt es jetzt einheitliche Symbolleiste, die auch für Screenreader und die Tastatur zugänglich ist. Diese Symbolleiste vereint Optionen für Mail, Adressbuch, Kalender, Aufgaben, Chat und passt sich entsprechend an. Ganz rechts bietet ein Hamburger Menü analog zu Firefox Zugriff auf die globalen Einstellungen. Neu ist hier eine Einstellung, die mit Dichte überschrieben ist und die Darstellung über die Schalter Kompakt, Standard oder Entspannt an die Vorlieben des Nutzers anpasst. Die Submenüs in den Einstellungen wurden auf maximal zwei Ebenen begrenzt. Weitere Einstellungen sind im Hauptmenü zu finden, das mit der ALT-Taste hervorgeholt wird. Die Symbolleiste kann mit einem Rechtsklick angepasst werden.
Frische Farben, neue Icons und Schaltflächen
Die erste visuelle Änderung einer neuen Ära ist das neue Logo, über das wir bereits berichtet haben. In der Oberfläche setzt sich das neue Design fort. Alle Schaltflächen im Ordnerbereich und in der vereinheitlichten Symbolleiste wurden mit moderner CSS- und HTML-Technologie überarbeitet. Der sogenannte Card View bietet nun eine vertikal dreigeteilte Ansicht, mit der Thunderbird die Webmail-User abholen möchte. Die gewohnte Tabellenansicht ist aber weiterhin verfügbar.

Viel notwendige Arbeit floss in die Überarbeitung des Kalenders, der auf den ersten Blick durch eine aufgefrischte Farbpalette und neuen Schaltern einen moderneren Eindruck macht. Die minimierte Monatsansicht wurde überarbeitet. Tage mit Terminen oder Aufgaben sind nun durch einen blauen Punkt unter dem Datum leichter erfassbar.

Mit Thunderbird 115 wurde aber nicht nur eine visuelle Erneuerung eingeleitet, auch technisch wurde mächtig aufgeräumt. So wurde unter anderem der Code von älteren Codeanteilen aktualisiert, um die Pflege und Aktualisierung zu vereinfachen.
Zustimmung und Kritik
Es gab im Vorfeld viel Zustimmung, aber auch Kritik an der aktualisierten Oberfläche von Thunderbird 115. Aber das kennen wir ja bereits von Designänderungen bei Firefox und anderswo. Man kann es halt nie allen recht machen. Wer sich den neuen Thunderbird anschauen möchte, kann entweder für Linux ein Flatpak von Flathub verwenden oder Thunderbird von der deren Webseite auch für macOS und Windows beziehen. Weitere Neuerungen sind der Ankündigung zu entnehmen.

Ich bin vor mittlerweile mehreren Jahren von Thunderbird zu Evolution gegangen. Da waren ein paar nervige Dinge, Unzulänglichkeiten bis zu dem ein oder anderen NoGo von kaputten Profilen.
Ich bin mit Evolution sehr zufrieden, zumal ich unter GNOME arbeite. Allerdings finde ich einen Konterpart gut und begrüße solche Projekte. War/ist ein guter Client und wer wei, vielleicht kann es irgendwann noch einmal ebbes mit uns beiden wieder was werden. Ich wünsche den Machern viel Glück und Erfolg.
Ein paar kritische Anmerkungen:
Zusammen mit den Erweiterung, haben wir nicht bereits einen Mail-Clienten der praktisch wunschlos glücklich macht?
Was soll da noch an Funktionen kommen, die nicht bereits eingebaut oder durch Erweiterungen abgedeckt sind?
Mein Befürchtung deshalb: Verschlimmbesserung. bis hin zum Wunsch (wenn’s ganz böse kommt): “Gebt mir meinen Th wieder”.
Ich habe einen relativ effektiven Arbeitsflow. Wäre mindestens eine halbe Katastrophe, wenn dieser durch “Verschönerungen” nicht mehr funktionierte.
Ist das nicht in der Software immer so? Es wird sich immer etwas aus den Fingern gesogen. Und was mails betriff, ist es meiner Meinung nach am besten mit einem freien Ticketsystem zu arbeiten, wenns geht noch nach ITIL zertifiziert, dann hat man Ordnung und einen einheitlichen Ablauf fuer alle.
Danke für den Kommentar.
Nicht immer, denn nicht jedes Software-Thema ist so “ausgelutscht”.
Freies Ticketsystem? ITIL zertifiziert?
Würdest Du das bitte näher erläutern?
Moin, ja nicht in dem Rahmen hier. Nur kurz, mit dem Ticketsystem verwalte die emails, ordne sie zu, den ganzen Firmenablauf, incl. Workflows, Infrastruktur etc. und dokumentiere alles sicher. Und ITIL kannste selbst nachschauen.
Danke Ralf,
bin genauso schlau wie vorher, verstehe nur Bahnhof.
Für Begriffsstutzige wie mich, was ist ein Ticketsystem?
ITIL?
Alle anderen Leser: Bin ich der einzige der hier gegen die Wand läuft?
(dann ist dieses Forum für mich wohl zu “hoch”)
Ich kenne Ticket Systeme aus meiner Umgebung. Du hast ein Issue, schreibst ein Ticket, also dein Anliegen und das ganze geht in ein Ticket System worüber das getrackt wird. Verteilung und Abarbeitung.
Wikipedia schreibt folgendes: “TIL ( Information Technology Infrastructure Library, heute nur mehr als Akronym in Verwendung [1]) ist ein Best-Practice -Leitfaden und der De-facto-Standard im Bereich IT-Service-Management .”
Ralf, verbessere mich wenn das falsch ist, da ich nicht vom Fach bin.
Richtig. Wird als “IT-Service-Management” angepriesen, laesst sich aber ueberall einsetzen. Deine emails werden automatisch abgeholt (auch mehrere adressen) und Systemintern zu einem ‘Ticket’ gemacht (nach Deinen Vorgaben config). daraus kannst du intere nachrichten anhaengen, Verantwortlichen oder bearbeiter festlegen, der das dann in seiner queue hat, kannst daraus emails beantworten etc. Der komplexe Vorgang mit antworten etc ist dann das ticket. Du kannst Deine infrastruktur Katalogisieren, ueberwachen 8nd vieles mehr. Kannst workflows vorgeben, sprich wie das ticket step bei step (schritte, status).
Ich will aber hier keine “Werbung” machen, auch wenn ich schon seit 2005 mit 50% Meiner Zeit im costumize und Entwicklungsbereich da bin.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!
Habe den Begriff Ticket nicht im Zusammenhang mit Th gesehen.
Naja wie alle eben jetzt, ob Kopano oder sonst was.
Es ist eine optische Verbesserung auf alle Faelle.
Also, mir gefällts, damit kann ich arbeiten. Auch das die bisherige Optik sich immer noch einstellen lässt, um so besser. Mal sehen, wie sich der neue TB auf meinem 19″ Moni in 1280*1024 macht, da es aktuell UI designmäßig immer mehr in 16:9 / 16:10 geht.
schaut recht vielversprechend aus.