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Vorschlag: Fedora KDE Plasma 6 ohne X11

Das Fedora-Team ist dafür bekannt, innovative Techniken früh einzusetzen und scheut sich nicht vor umstrittenen Entscheidungen. Derzeit liegt ein Vorschlag vor, der beim KDE-Spin von Fedora nach der Veröffentlichung von Plasma 6 völlig auf X11 verzichtet und lediglich Wayland zur Sitzungsverwaltung bietet.

Der Vorschlag von Neil Gompa basiert auf der Entscheidung der KDE-Entwickler, Plasma 6 mit Wayland als Standard zu veröffentlichen, wie dies bei GNOME schon länger der Fall ist.

Drei Gründe für die Entfernung von X11

Fedora Workstation startet seit F34 standardmäßig eine Wayland-Session, bei Fedora KDE und Kinoite ist dies seit der aktuellen F38 der Fall. Gompa führt drei Gründe für die Entfernung von X11 auf:

  • Mit dem Release von Red Hats RHEL 9 wurde der X.org Server als veraltet klassifiziert und zur Entfernung in einem künftigen Release markiert.
  • Grafik-Fallback-Modi sind jetzt Wayland-freundlich, da SimpleDRM seit F36 die Fbdev-Treiber ersetzt.
  • NVIDIA-Treiber unterstützen in aktuellen Versionen GBM für Wayland anstelle von EGL-Streams. Wayland wird von den aktuellen NVIDIA-Treibern vollständig unterstützt.

Vorteil: Verringerter Aufwand

Der Vorteil einer Entfernung von X11 aus Plasma-basierten Editionen von Fedora liegt im Wegfall der Pflege eines Systems, das stark in die Jahre gekommen ist und selbst nach Aussagen von X.org-Entwicklern nur noch von Heftpflaster zusammengehalten wird. Die dafür nötige Zeit wäre sicherlich in die weitere Anpassung von Wayland besser investiert.

Xwayland to the rescue

Da noch längst nicht alle Anwendungen Wayland nativ unterstützen, soll Xwayland als Kompatibilitätsschicht in den betroffenen Editionen ohne X11 verbleiben. Da Xwayland bereits vor rund zwei Jahren als eigenes Paket von X11 abgekapselt wurde, besteht in dieser Hinsicht kein Problem. Weil es für Plasma 6 noch keinen festen Zeitpunkt zur Veröffentlichung gibt und lediglich ein Termin zum Jahresende hin in Aussicht gestellt wurde, wäre der früheste Zeitpunkt für die Entfernung von X11 aus dem KDE-Spin und Kinoite Fedora 40 im Frühjahr 2024.

Kontroverse Diskussion

Die Diskussion verläuft bisher kontrovers. Die meisten Kommentatoren halten den Zeitpunkt für verfrüht. Auch der Alleingang der KDE-Editionen wird kritisch gesehen, ein gemeinsames Entfernen von X11 zusammen mit Fedora Workstation bevorzugt. Gompa hält dagegen, dass Plasma 6 der beste Zeitpunkt sei. Würde dieser verpasst, könne bald die Situation entstehen, dass Fedora-Entwickler den X.org-Stack selbst betreuen müssten.

Vermutlich haben die Kritiker recht, dass die Maßnahme nicht gut bei vielen Anwendern ankommen wird, aber so ist das nun mal mit dem Abschneiden von alten Zöpfen. Und: besser unter eigener Kontrolle abschneiden als zu einem späteren Zeitpunkt gezwungenermaßen und in Eile, da die Manpower zur Administration von X.org fehlt.

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