Kürzlich berichteten wir über einen, bisher nicht genehmigten Vorschlag bei Fedora, der bereits im Frühjahr 2024 mit Fedora 40 X11 in der GNOME-Session fallen lassen möchte. Auch die Entwickler von Fedoras KDE-Spin wollen Plasma 6 ohne X11-Fallback ausliefern. Im GNOME-Projekt wird derzeit ebenfalls die Zukunft ohne X11 vorbereitet.
X11 komplett entfernen
Dazu wurden zwei Merge-Requests erstellt, deren erster lediglich den Desktop-Eintrag für Xorg entfernt (gnome-xorg.desktop). Das belässt die X11-Funktionalität intakt, nötigt den Anwender aber, die Datei selbst zu erstellen. Der zweite Merge-Request entfernt in Anschluss den Code für die X11-Sitzung komplett. Der erste Request soll bereits für GNOME 46 umgesetzt werden, der zweite möglichst für GNOME 48 ein Jahr später.
Grafikbereich mit Nachholbedarf
Die Entwickler möchten damit ein hartes Signal setzen, dass die Entfernung von X11 überfällig ist, immerhin wurde Wayland bereits 2016 mit GNOME 3.22 eingeführt. Wayland hat allerdings immer noch Aufholbedarf vorwiegend im grafischen Bereich, wenn es etwa um Farbmanagement geht. So meldet sich dann in der Diskussion auch der Maintainer von GIMP mit entsprechenden Vorbehalten. Die Tatsache, dass VRR (Variable Refresh Rate) in GNOME bis jetzt nicht aktiviert wurde, ist für Gamer ein weiterer Kritikpunkt. Auch Screen-Recording funktioniert unter Wayland bisher nicht einwandfrei.
Auswirkungen für Downstreams
Ein weiterer zu bedenkender Punkt sind die Auswirkungen auf Desktop-Umgebungen, die derzeit X11 unterstützen und die GNOME Session nutzen. Dieser Einwand kommt von Joshua Strobl, dem Mit-Entwickler der Budgie Desktop-Umgebung. Budgie und auch Pantheon bei Elementary bereiten den Umstieg auf Wayland vor, kommen aber derzeit noch nicht ohne X11 aus.
Der Rat der GNOME-Entwickler an Strobl ist, die GNOME-Session zu forken. Die anschließende unfreundliche Diskussion mit Strobl ist nicht neu. Er wirft GNOME vor, immer unzugänglicher für darauf aufsetzende Projekte zu werden und damit Entwickler aus der GNOME-Community zu vertreiben.
Mir erscheint der Zeitraum von 18 Monaten als angemessen, die ausstehenden Probleme in GNOME und darauf aufbauenden Desktop-Umgebungen zu beseitigen. 2024 wird zweifelsohne die Entfernung von X11 einleiten.