openSUSE

Quo vadis openSUSE?

Das einzig Konstante bei openSUSE in den vergangenen Jahren ist der Wandel. Die Zukunft von openSUSE Leap hängt in der Schwebe, seit SUSE im Frühjahr 2022 für seine Enterprise-Edition SLE eine Architekturänderung hin zur unveränderlichen Adaptable Linux Platform (ALP) bekannt gab. Eine Bestandsaufnahme, wie es angesichts dieser Änderungen um openSUSE Leap steht, haben wir im Juni geschrieben.

Community zu klein

Der Kern des Problems liegt in der Community. Wenn SUSE auf ALP umgestellt wird, verliert openSUSE Leap in seiner jetzigen Form die Basis. SUSE wird seine Community-Edition danach nur marginal unterstützen. Die relativ kleine Community von openSUSE wird es ohne die Basis von SLE schwer haben, einen Nachfolger von Leap, möglicherweise mit verschiedenen Desktop-Umgebungen zu erstellen, zu betreuen und zu supporten.

Davor warnte Richard Brown, SUSE-Entwickler aus dem Future Technology Team bereits. Der einzige Lichtblick damals war die Nachricht, dass mit der Fristverlängerung durch das Einschieben von Leap 15.6 mehr Zeit für die Community bleibt, sich neu aufzustellen und zu orientieren.

Slowroll oder Linarite?

An einer kürzlichen Befragung der Community nahmen 251 Personen teil, von denen sich 101 als Beitragende bezeichneten. Es galt zu entscheiden, welche von drei vorformulierten Optionen der Vorzug zu geben sei und welche Option die meisten Beitragenden erwarten könnte:

  • Linarite – Leap mit reduziertem Paketumfang, vermutlich basierend auf dem SUSE-ALP-Projekt Granite
  • Slowroll – ein Derivat von Tumbleweed mit kuratiertem Rolling (ähnlich wie Arch → Manjaro)
  • Leap fortsetzen – Versuch, Leap im jetzigen Umfang fortzuführen

Sowohl Slowroll als auch Linarite existieren bereits, Letzteres lief bisher unter dem Namen Grassy Knoll. Beides sind zurzeit Ein-Mann-Projekte.

Beitragende und User uneins

Fast die Hälfte der Teilnehmer erklärte, dass ihre Mitarbeit nur für Leap zur Verfügung steht und nicht für eine der beiden anderen Optionen. Auch wenn die Antworten sehr divers sind, stellte Richard Brown fest, dass es »Vorschläge gibt, zwei sehr unterschiedliche Distributionen zu bauen, um Leap zu ersetzen«, sieht aber eine Bevorzugung von Slowroll. Insgesamt zeigt das Ergebnis der Befragung deutlich die Tendenz, dass die Leute glauben, openSUSE solle Dinge tun, zu denen sie selbst nicht bereit sind, beizutragen.

Mitarbeit dringend gesucht

Während Leap noch 61 Beitragende verzeichnet hat, halbiert sich diese Zahl nun, sofern etwas anderes als Leap favorisiert wird. Hinzu kommt, dass Slowroll oder Linarite viel mehr Paketierungs- und Wartungsaufwand erfordern werden. Brown stellt abschließend fest:

Damit ein Ersatz für Leap realisierbar ist und sowohl hergestellt als auch über Jahre hinweg unterstützt werden kann, bin ich davon überzeugt, dass wir deutlich mehr Leute benötigen, die ihre Ärmel hochkrempeln und daran arbeiten.

Richard Brown

Mir erscheint die Zukunft von openSUSE derzeit äußerst ungewiss, egal in welcher Form. Wird eine der ältesten Distributionen vom Markt verschwinden? Wird openSUSE neben Tumbleweed noch gebraucht? Was denkt ihr?

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